1. Familie als Teil der Schöpfungsordnung
2. Glückliche Familien bilden das beste Fundament jeder Gesellschaftsordnung
3. Familien – Tempel Gottes
4. Familie als Schutzraum gegen die zerstörerischen, menschenfeindlichen Zerfallserscheinungen
5. Familien helfen Familien – soziale Netzwerke
6. Ganze Familien gewinnen für das Reich Gottes
7. Familien erleben Freu(n)de – Fantasie – Frieden
8. ... ehe es zu spät ist!
„Wenn die derzeitige Entwicklung anhält, wird weniger als die Hälfte aller heute geborenen Kinder ihre Kindheit dauerhaft mit ihren eigenen Müttern und Vätern verbringen ... und eine steigende Zahl von Kindern wird im Lauf ihrer Kindheit zwei- oder sogar dreimal den Zerbruch ihrer Familie miterleben.“ (B.D. Whitehead)
1. Familie als Teil der Schöpfungsordnung
Familie ist keine Erfindung der Menschen. Familie ist eine Schöpfungsordnung Gottes genauso wie die Erdanziehungskraft. Wer diese Naturgesetze missachtet, kommt zu Fall. Die Familie ist ein Teil des wunderbaren, kreativen Schaffens Gottes. Mit viel Liebe hat Gott sich die Familie ausgedacht als ein kleines Paradies, in dem Mann und Frau innigste Beziehungen in einer unglaublichen Vielfalt gestalten und erleben dürfen. Familie ist ein Gedanke Gottes und ein genialer noch dazu. Dabei versteht die Bibel die Familie als ein beständiges Gefüge von einem Mann und einer Frau, die Kinder zeugen und aufziehen. Lebenslange Treue und Hingabe kennzeichnet sie.
2. Glückliche Familien bilden das beste Fundament jeder Gesellschaftsordnung
„Der beste Schutz besteht natürlich in der Vorsorge gegen solche familiären Tragödien im eigenen Leben und dem Leben unserer Kinder. Und diese Vorsorge besteht in der Vermittlung von Gottes Wahrheit über Ehe und Familie an uns selbst und unsere Jugend. Wenn unsere Jugendlichen über feste moralische Überzeugungen bezüglich Ehe und Familie verfügen, können diese Überzeugungen sie in ihren Entscheidungen leiten und zu besseren Ehen und gesunderen Familien führen.“ (J. Macdowell / B.Hostetler, Glaube ohne Werte, S. 199)
Ich träume von Familien mit Vätern, die Gottes Liebe in die Herzen der Kinder pflanzen, die ihre Hände nicht zum Schlagen, sondern zum Segnen hochhalten, die ihren Mund zum Loben und nicht zum Schreien, die ihre Zeit nicht verplanen, sondern verschenken und ihr Innerstes öffnen, damit ihre Kinder darin Gottes Grösse lesen können. Ich träume von Familien mit Müttern, die ihre Stellung nicht als leidige Pflicht sehen, sondern als Verwalter kostbarster Gaben, die ihre Kinder nicht aus dem Nest werfen, sondern unter ihre Flügel bergen, die nicht den TV als Kindertante hinstellen, sondern Geschichten liebevoll erzählen, die ihre Kinder mit tröstenden Worten empfangen und sie wieder mit mutmachenden Zurufen entlassen, von Müttern, die noch an ihre Kinder glauben, wenn sie schon längst von allen aufgegeben wurden. Ich träume von Kindern, die erkennen, wie wertvoll Eltern sind, die ihre Eltern ehren und auf sie hören, von Kindern, die aufschauen und die empfangene Liebe weitergeben, von Kindern, die verzichten und weniger fordern, die anpacken und weniger wünschen, die zuversichtlich ihr Leben gestalten anstatt bestimmen lassen, von Kindern, die noch gerne Kinder sind. Ich träume von Familien, die das Träumen und Lachen nicht verlernen.
Nicht die heile Familie suche ich – aber die Familie, die unterwegs ist und sich der Gnade Gottes und seiner Güte erfreut. Dein Traum von Familie darf ganz anders sein – Du bist anders. Doch wünsche ich mir, dass wir darüber nachsinnen, wie wunderbar Gott alles gemacht und sich ausgedacht hat. Dass wir festhalten an Seinen Zusagen, wenn selbst das Dach über dem Kopf zusammenfällt. Dass wir nicht sehnsüchtig vom Urlaub am Meer träumen, sondern selbst in einer Regenpfütze den Himmel leuchten sehen.
„Der Ort, wo der Stab der Wahrheit weitergegeben wird, ist Familie!“ (Edith Schaeffer) ... und die Wahrheit heisst: Gott hat die Familie lieb und will sie beschenken.
3. Familien – Tempel Gottes
„Als sie aber und ihr Haus getauft ward, ermahnte sie uns und sprach: So ihr mich achtet, dass ich gläubig bin an den Herrn, so kommt in mein Haus und bleibt allda. Und sie nötigte uns.“ (Apg. 16,15)
Ich träume weiter – von Häusern, die nicht aus Stein gemacht sind, sondern aus erneuerten Menschen, die nicht mit Panzerschlössern gesichert sind, sondern deren Türen weit offen stehen für andere, deren Inhalt nicht aus vergänglichen Schätzen besteht, sondern von Gottes grossen Taten erzählt. Ich träume von Häusern, die nicht von Stereoanlagen erzittern, sondern mit den Lobliedern mitschwingen. Von Häusern, deren einziges Licht nicht ein Flimmern ist, sondern ein warmherziges Leuchten.
Es ist so erfreulich, dass in einigen Ländern die Hausgemeinde neu entdeckt wird und zum Wachstum des Reich Gottes enorm beiträgt. Was würde geschehen, wenn wir als Familien neu Gott und sein Wort in unserer Mitte hochhalten? Wenn wir als Väter unsere priesterliche Verantwortung wahrnähmen und ein Abbild des himmlischen Vaters wären? Wie wäre es, wenn nicht nur Belehrung, sondern kindliches Fragen uns vorantriebe? Wie wäre es, wenn wir ein neues Bewusstsein entwickelten über Gottes Gedanken über die Familie als Seine Wohnung? Wie wäre es, wenn Gottes Gegenwart unseren Alltag ausfüllte, wenn wir von Seinem Geist getrieben beteten und nicht aus Gewohnheit um den Kindern Schlaf zu gebieten? Wie wäre es, wenn wir sensibel würden für die Kämpfe in der unsichtbaren Welt, wenn Kinder im Schlaf geplagt werden, wenn plötzlich unerklärbare Schmerzen über sie herfallen und Unruhe uns treibt? Wie wäre es, wenn wir dann in der Vollmacht Jesu handelten und nicht in Sorgen oder gar gegenseitigen Vorwürfen uns entmutigten?
Die Familie im Alten Testament: Das Alltagsleben und die Gottesbeziehung - alles, was eine Familie tat – war auf Gottes Gesetz gegründet. Kinder wurden ermutigt zu fragen. Gedenksteine wurden errichtet. Die Eltern lehrten und erinnerten ihre Kinder an Gottes wunderbare Führungen. Die Feste waren zu Ehren des Herrn. Sie vermittelten Freude und Hoffnung. Und heute?
Bevor wir über Familienorientierte Jungschararbeit (bzw. Gemeindearbeit) nachdenken, müssen wir ein neues Verständnis für Gottes Schöpfungsordnung „Familie“ suchen. Wir müssen intensiv gemeinsam nachdenken, wie und weshalb und wozu Gott die Familie geschaffen hat. Dann müssen wir ganz neu Gott als Vater (Mutter) entdecken, in seiner Geborgenheit leben und dieses Vaterbild treu an unsere Kinder weitergeben – nicht so sehr mit Worten, sondern mit erneuertem Leben. Wir müssen Gott neu fragen, wie Er sich Gemeinde und Familie vorstellt.
4. Familie als Schutzraum
Der Vogel baut sich sein Nest, der Fuchs seine Höhle und der Mensch seine Hölle! Oder wie soll man die abscheulichen Kriegsverbrechen, die unzähligen Autounfälle, die Misshandlungen in der eigenen Familie, die ...; ich möchte nicht weiter ausführen. Die Familie kann nur Schutzraum sein, wo Gottes übernatürliches Eingreifen das Herz eines jeden Familiengliedes und v.a. der Eltern verändert. So kann das Kind als auch der Mann oder die Frau Zuflucht finden vor der Kälte in der Welt. Eine Familie in der Gegenwart Gottes widersteht dem Zeitgeist. Sie wird nicht getrieben von den Versuchungen. Sie hat Orientierung, kennt Vergebung und bedingungslose Annahme. Sie lebt Wertschätzung, spendet Trost, spornt an, geht auf ein hohes Ziel zu und bindet an den, der die Welt überwunden hat. Sie gleicht einer Tankstelle, einem Erfrischungsbad, einem Leuchtturm, einer Festung und vielleicht auch einem Zirkus!
5. Familien helfen Familien – soziale Netzwerke
Zurecht kann man mir vorwerfen, dass die obigen Ausführungen reines Wunschdenken sind und nur zusätzlichen Frust auslösen. Dem möchte ich entgegenhalten
- Wer keine Ziele setzt, lässt sich treiben und verändert ohnehin nichts – damit nehmen wir aber alle Folgeerscheinungen in Kauf. Damit arbeiten wir weiter v.a. mit der „Feuerwehrmethode“, dh. wir stecken ein Vielfaches hinein, in die Symptombekämpfung. Klüger wäre eine Ursachenbereinigung.
- Allein können wir nur sehr wenig tun, da die Umwelteinflüsse stark sind. Ein gemeinsames Umdenken und v.a. gegenseitige, tatkräftige Hilfe ist notwendig (siehe praktische Ausführungen). Es ist erwiesen, dass Menschen mit einem guten sozialen Netzwerk glücklicher und gesünder leben sowie Schweres weit besser verarbeiten.
- Da und dort müssen wir bereit sein, Opfer zu bringen und so manches, was uns lieb wurde, zu lassen. Wir müssen neu über unsere Wertvorstellungen nachdenken; im Besonderen über unsere Beziehung zum Materialismus, zum Perfektionismus, zur Selbstverwirklichung, zu den Medien und zur Mobilität. Edith Schaeffer’s Buch „Lebensraum Familie“ ist für mich eines der mutmachensten Bücher, die ich über Familie gelesen habe. Weit mehr als Belehrung gibt sie Einblick in die Vielfalt und Schönheit des Lebens, das es mit allen Höhen und Tiefen zu schätzen gilt. Sie macht enorm Mut zum Ausharren, denn Leiden bringt Geduld, Geduld Erfahrung und Erfahrung gibt Hoffnung. Sie fordert auf zum Umdenken und Entdecken, wie wunderbar Familie sein kann. Sie regt an, kreativ zu werden. Sie erzählt von den beglückenden Augenblicken, die im Schwelgen an schöne Erinnerungen entstehen.
6. Ganze Familien gewinnen für das Reich Gottes
Interessanterweise stieg in den westlichen Ländern der Wunsch nach einer intakten Familie in den vergangenen Jahren wieder an. Familienangebote werden in. Dieser Forderung muss sich die Gemeinde Jesu neu stellen. Zu lange hat sie dem Zeitgeist des Individualismus Raum gegeben. Zu lange hat sie einseitig die Altersgruppierung gefördert und da und dort die Familie ungewollt auch geschwächt. Zu stark wurden elterliche Verantwortungen an die Gemeinde delegiert.
Wie unter Punkt 3 angeführt, glaube ich, dass sich Gott besonders in der Familie verherrlichen will. Ich rechne fest mit Seinem Segen, wenn wir beginnen, familienorientierter zu arbeiten. Selbst wenn nur ein Familienteil (Kind, Frau, Mann) sich für Jesus entscheidet, sollte unsere Gemeinde bzw. unsere Gemeinschaft so anziehend sein, dass sie gerne dabei sind. Wie dies im Einzelnen aussehen kann, muss uns der Heilige Geist neu offenbaren. Es mangelt uns an Weisheit und Vorbildern. Einige scheinbar absurde Ideen bringe ich im Praxisteil mit der Herausforderung, sie nicht zu zerpflücken, sondern zu säen.
Eine familienorientierte Jungschar scheint mir hier eine entscheidende Rolle zu spielen – sie bildet die natürliche Brücke von der Familie zur Gemeinde. Ich bin der festen Überzeugung, dass eine Gemeinde enorm viel gewinnen würde, wenn sie in sich mehr als „Grossfamilie“ leben würde. Damit möchte ich andeuten, dass es mir nicht nur um das Wohl einzelner Familien geht – mir ist bewusst, dass die Familien nur einen Teil ausmachen. Zentral ist das „Familiendenken“ in der Gemeinde. Zu dieser Familie gehören alle Glieder!
- Wo werden die Chancen der Familie ausgenutzt?
- Wo nimmt das Gemeindeprogramm Rücksicht auf die Familie?
- Wo trägt die Gemeinde die Familie praktisch?
- Wo schwächt oder gar belastet die Gemeinde das Familienleben? Wo trennt sie die Familienglieder?
- Welchen Stellenwert nimmt das Gebet für geheiligte Familien ein?
- Wie tragen wir die Folgeerscheinungen der familienfeindlichen Umwelt (Einelternfamilien, Scheidungen, ...)?
- Wo und wie gibt es Spannungen zwischen den Familien oder zwischen den Familien und Einzelpersonen?
- Warum taufen wir die Kinder erst als Jugendliche oder laden sie erst nach dem sogenannten Unterricht zum Abendmahl ein?
- Wo werden Familienthemen in der Familienrunde aufgearbeitet?
7. Familien erleben Freu(n)de – Fantasie – Frieden
In diesem Abschnitt versuche ich eine Fülle von Ideen für die Familien beziehungsweise für eine familienorientierte Jungschar-/Gemeindearbeit zu geben. Einiges davon erfordert sogar Zusammenarbeit über die Ortsgemeinde hinaus.
7.1 Umdenken lernen – Familie thematisieren
- Bibelarbeit zum Thema Familie und Gemeinde als Familie
- Videos und Bücher austauschen und aufarbeiten in Form von Seminaren, Plakatwand, Ideenkorb, Wettbewerben, Bildergalerien, Fotoausstellungen, Tagebuchaufzeichnungen, ABC-Sammlung, ...
- Konkrete Fürbitte
- Gastreferenten einladen
- Ziele formulieren und Umsetzungsplan erstellen
7.2 Gemeinde als Familiennetzwerk
Altersübergreifende Einsätze und ein sich Öffnen, ein sich Aufmachen zum Nächsten (siehe barmherziger Samariter) sind entscheidend:
- Jugendliche bieten sich an für Kinderbetreuung
- Erfahrene, ältere Personen erzählen aus ihrer reichen Lebenserfahrung und geben praktische Weisheiten weiter oder packen praktisch an im Haushalt, in der Kindererziehung, ...
- Gegenseitige Putzhilfe (Putzparties), Kinderbetreuung, damit ein Ehepaar mal ein Ehewochenende machen kann oder ein Ehegutschein für ein Eheseminar
- Materielle Aushilfe, Sozialfonds, gemeinsame Einkäufe (z.B. direkt beim Bauer), Auto oder andere Dinge ausborgen, Transporte, ...
- Gemeinsames Gestalten der Freizeit, der Ferien, von Familienfeiern, ...
- Familienhauskreise, Familien helfen bei der Gottesdienstgestaltung, machen Anspiele, Musik, geben Zeugnis, machen gemeinsam Kinderprogramme, ...
- Familien öffnen ihre Türen für Einsame, Alleinerziehende und laden durch ihre Gastfreundschaft zur Teilnahme an ihrem Familienleben ein
- Gemeinderäume als Wohnräume z.B. Sitzecke, Wickeltisch, WC-Topf, Kinderstühle, eingerahmte Bilder, bewegungsfördernde Spielgeräte, Kleiderkiste, ... – gerade in der Neugestaltung der Gemeinderäume sehe ich enorme Chancen. Wir sollten uns überlegen, ob unser Verständnis über die Gemeinde(räume) in manchen Dingen nicht alttestamentlich oder gar traditionell kirchlich ist und damit die Gottesdiensträume zu heiligen Sälen gemacht werden. Davon spricht das Neue Testament nicht mehr – sie spricht vom Tempel und denkt an uns, die wir Gottes Kinder sind. Gerade unsere Kinder empfinden das unbewusst als einschränkend, als abweisend. Unsere Kinder müssen schon in der Schule, in den meisten familienfeindlichen Wohnungen ... „brav“ sein – und in der Gemeinde natürlich noch viel mehr, sonst stören sie und beschämen ihre frommen Eltern.
- Fasten-, Suppentag, Werkstattunterricht, gemeinsame evangelistische Einsätze, mehr Austausch (Frage-Antwort-Quizspiele)
- Bibellesen in der Familie
- Ehepaarnachmittag parallel zur Jungschar
- Mutterurlaub
7.3 Familienorientierte, missionarische Jungschar-/Gemeindearbeit
- Organisation von Kinderfesten (Geburtstagsparties), zur Verfügung stellen der Gemeinderäume für Familienanlässe, ...
- Winterkinderspielplatz in den Gemeinderäumen, Kinderhüte in grossen Einkaufshäusern oder in der Gemeinde während besonderen Einkaufszeiten,
- Gestaltung von Seminaren (Erziehung, Ehe, Partnerschaft)
- Familienausflüge, preisgünstige Erlebnis/Abenteuer-Familienferien, bei denen die Familie „alles“ gemeinsam erlebt und nicht wieder in Altersgruppen aufgeteilt wird!
- Vater-Kind oder Mutter–Kind Erlebnisse
- Kreativwoche, Bastelkurse, Hobbywoche, Kochkurse ... und Werkstatt, Kindermitmachzirkus für die ganze Familie
- Kasperltheater und andere Theaterformen
- „Fernsehserie family live!“
- Sportwoche, Familienturnen, Neue Spiele, ...
- Ludothek, ev. Videothek, Kassettothek, Bibliothek, ...
- Naturerlebnisse pur, Wanderungen, Unterwegs sein und entdecken, ...
- Mütterfreizeiten
- Familienjungschar – mehr darüber siehe Programmbeispiele Uznach
8. ... ehe es zu spät ist!
Nicht neue konsumorientierte Programme, sondern Umdenken sind gefragt. Eine Vision für eine neue family: missionarisch, generationenübergreifend, verheissungs-, beziehungs-, erlebnis-, sieges-, gaben-, personenorientiert, ermutigend, praktisch, plastisch, packend! Just do it!
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