Ein diszipliniertes Verhalten ist in einer Jungschar extrem wichtig. Nur so ist es möglich, Programme so durchzuführen, dass sie (fast) jedem Spass machen. Und nur so wird es erst möglich, auch Aktivitäten mit etwas höherem Risiko mit den Kindern zu unternehmen. In diesen Situationen müssen wir uns auf sie verlassen können.
Wesen & Zweck der Disziplin
Das deutsche Wort "Disziplin" stammt vom lateinischen "disciplina", was "Lehre", "Zucht" oder "Schule" bedeutet. Disziplin ist daher per Definition etwas, dass man lernen muss. Niemand von uns ist diszipliniert auf die Welt gekommen. Wir alle mussten Disziplin lernen. Genauso müssen es deine Jungschärler.
Der Sinn hinter einem diszipliniertem Leben hat mehrere Facetten. Zunächst braucht es Disziplin, damit wir Dinge lernen können. Stell dir einen Schulunterricht vor, in dem jeder gerade das tut was er möchte. Lernen ist hier nur sehr schwer möglich. Aber Disziplin ist auch nötig, um Ziele im Leben zu erreichen. Das fängt nicht erst in der Schule beim Lernen für eine Prüfung an und hört im Berufsleben noch lange nicht auf. Disziplin hilft uns dabei, nicht jeder Gefühlsregung und jedem scheinbaren Bedürfnis nachzugeben, um das tatsächlich Relevante tun zu können.
In der Jungschar brauchen wir ein diszipliniertes Verhalten. Denn es ist für das Zustandekommen einer Veranstaltung wichtig, dass die Kinder tun, was wir ihnen sagen - nicht nur in gefährlichen Situationen. Für unsere Jungschärler ist Disziplin daher zunächst einmal eines: Gehorsam gegenüber den Leitern (und natürlich auch geg. den Eltern).
Regeln aufstellen, erklären ... und begründen!
Am Anfang der Disziplin steht für Kinder zunächst das Aufstellen von Regeln, die das Verhalten etwas regeln sollen. Was für uns Erwachsene oft ganz selbstverständlich ist, ist es für Kinder oft nicht. Zum Beispiel das man einen Anderen ausreden lässt, dass man während der Andacht nicht mit seinem Nachbarn schwätzen sollte und das man an einer stark befahrenen Strasse besser nicht Fussballspielen sollte. Kinder müssen diese Dinge erst lernen. Was bedeutet, dass wir sie ihnen beibringen müssen.
Wenn wir aber selbstständig denkende und urteilsfähige Personen heranziehen möchten, reicht das simple Aufstellen von Regeln jedoch nicht aus. Wir müssen sie auch begründen. Willst du einem Hund diszipliniertes Verhalten beibringst, vermittelst du ihm, auf welchen Befehl hin er was zu tun hat. Bei einem Menschen ist die Begründung genau so wichtig wie die Regel selber. Denn wir möchten ja nicht nur erreichen, dass die Kinder unsere Regeln befolgen, sondern dass sie sie auch nachvollziehen können und sie daher selber zu schätzen lernen.
Beispiel: "Ab 22 Uhr ist Nachtruhe auf dem Platz und in den Zelten. Es wird also überhaupt nicht mehr geredet. Es ist wichtig das einzuhalten, denn wenn ihr schon am Anfang des Zeltlagers nicht genug Schlaf bekommt, seid ihr den Tag durch so müde, dass ihr die Aktivitäten gar nicht richtig geniessen könnt."
Konsequenzen aufstellen und durchziehen
Es macht in den meisten Fällen keinen Sinn, beim Aufstellen einer Regel direkt mit Konsequenzen zu drohen - obgleich ein Regelverstoss in den meisten Fällen Konsequenzen nach sich ziehen sollten. Denn der Fokus sollte nicht sein, die Regeln aufgrund der drohenden Konsequenzen einzuhalten, sondern schlicht deshalb, weil sie Sinn machen (siehe oben).
Mit Ausnahme der Regelverstösse die sinnvoll sind oder aus Unwissenheit geschehen, die also nachvollziehbar sind, sollten Regelverstösse Konsequenzen nach sich ziehen. Wie diese aussehen sollten ist abhängig von der konkreten Situation. Das kann vom einfachen Umsetzen eines Kindes, das während der Andacht mehrfach durch das Sprechen mit dem Nachbarn aufgefallen ist, bis hin zum Heimschicken eines Kindes aus einem Zeltlager reichen.
Das Ziehen von Konsequenzen (also das Verteilen von Strafen ;-) ist jedoch eine Kunst für sich. Denn Konsequenzen solltem möglichst sofort erfolgen. Denn nur so zieht das Kind einen direkten Zusammenhang zwischen seiner Handlung und der Strafe - und zieht hoffentlich Konsequenzen für zukünftiges Verhalten. Eine sofortige Reaktion setzt jedoch voraus, dass ich als Leiter schnell eine sinnvolle Strafe festlegen kann. Gerade junge Leiter legen hier oft vorschnell zu harte oder anderweitig kontraproduktive Strafen fest.
Die Technik des Spiegelns
Um Kindern die direkten Konsequenzen ihrer Handlungen bewusst zu machen, bietet sich das "Spiegeln" an. Diese Methode eignet sich insbesondere dort, wo sich Regelverstösse in einem Bereich häufen.
Die Anwendung ist im Prinzip ganz einfach. Du überlegst dir als Leiter, was die logische Konsequenz bestimmter Regelverstösse ist und kommunizierst sie. Wenn die Kinder ständig die Andacht stören, dann wird diese logischerweise länger dauern und das vielleicht im Anschluss geplante Fussballspielen kürzer ausfallen, weil nicht mehr genug Zeit zur Verfügung steht. Wenn die Kinder nicht auf die Leiter hören, dann werden die spannenden Dinge wie das Aufstellen und Nutzen einer Seilbrücke nicht mehr möglich sein, weil es bei solchen gefährlichen Aktitiväten essenziell ist, dass die Kinder tun was ihr ihnen sagt.
Zeige deinen Kindern diese logischen Konsequenzen klar auf und sie werden in vielen Fällen sehr stärker dazu geneigt sein, die Regeln zu beachten. Der Vorteil dieser Methode ist, dass du deinen Kindern über das Aufzeigen der logischen Konsequenzen zeigst, dass es in ihrem besten Interesse liegt, die Regeln zu befolgen. Die Alternative, das Drohen mit willkürlich festgelegten Strafen hat diesen pädagogischen Effekt nicht. Hier gibt es Gehorsam nur per Drohung, nicht durch das viel tiefer und besser wirkende Verständnis.
Warum sich von Anfang an Konsequent sein auszahlt - Eine Anekdote
Ich war einmal in einem Wochenend-Zeltlager, in dem ich wegen Leitermangels aushalf und die Kinder und den üblichen Umgang mit ihnen daher nicht genau kannte. Zum Einstieg gab es eine nicht allzu lange Wanderung die verbunden mit einem Postenlauf in den Zeltgruppen absolviert wurde. In meiner Gruppe war auch ein Mini-Leiter dabei.
Als wir an einem Posten ankamen, las ich die Aufgabenstellung vor und erklärte die Regeln. Auf eine Regel wies ich dabei besonders hin, da ich mit der Kreativität der Kinder rechnete. Eines der Kinder hatte jedoch das Gefühl, diese Regel nicht beachten müssen. Ich griff sofort ein und nahm das Kind aus dem Spiel heraus.
Im Anschluss kam der Mini-Leiter auf mich zu und zeigte mir, dass er mein sofortiges Eingreifen ziemlich krass fand (obwohl es ziemlich harmlos war: ich hatte das Kind bei diesem Spiel einfach nur disqualifiziert). Während dem restlichen Camp hatte ich mit meiner Gruppe eine super Zeit und musste kaum ein Kind zu irgend etwas ermahnen. Da ich von Anfang an klar machte, dass jeder den (sehr wenigen) Regeln zu folgen hatte, war dieses Thema von Anfang an geklärt und wir konnten das Camp gemeinsam geniessen.
Von Anfang an konsequent zu sein zahlt sich aus. Da man dann später nicht immer und immer wieder beweisen muss, dass man konsequent ist.
Bildnachweis
- Titelbild: © Gerd Altmann/graphicxtras / pixelio.de
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