Musik prägt unser Leben. Aber welche Bedeutung hat Musik eigentlich in der Bibel? Wann, wo, in welchen Situationen wird in der Bibel Musik thematisiert? Die folgende kurze ‹Reise› durch die Bibel fragt nach Zeiten, Orten und Situationen, in denen Musik (zusammen mit Gesang und Lobpreis) eine wichtige Rolle spielen.
Aus der Ewigkeit ...
Wenn wir unsere Reise am Ursprung der Musik beginnen wollen, müssen wir unsere Zeit und Welt verlassen und gedanklich vor Gottes Thron treten. Er ist es ja, der uns Menschen mit musikalischen Fähigkeiten gesegnet hat. Und wenn man biblische ‹Thronsaalschilderungen› wie zum Beispiel in Offenbarung 4 und 5 liest, gewinnt man den Eindruck, dass Gott in seiner Herrlichkeit immer auch von Musik, Gesang und Lobpreis umgeben ist.
Musik ist also eine Gabe, die Gott seinen Ebenbildern, uns Menschen, anvertraut und mit auf unsere Reise durch die Welt und Zeit gegeben hat. Die Frage ist nun, wie wir mit dieser Gabe umgehen, wo und wie sie genutzt werden kann und soll.
... durch die Zeit
Wenn wir die Bibel durchblättern und danach fragen, wo Musik, Gesang und Lobpreis thematisiert werden, stellen wir fest, dass die Bibel mehr oder weniger häufig, mal explizit, mal mehr zwischen den Zeilen, von Texten geprägt ist, in denen Musik eine wichtige Rolle spielt. Einige wenige dieser Texte und Orte sollen hier beispielhaft genannt werden:
- In 2. Mose 15,1-21 singen Mose und Israel (von Mirjam und anderen Frauen auf dem Tamburin und mit Tanz begleitet) nach ihrer Rettung durchs Schilfmeer ein Lied, in dem sie Gott für seine (nun wirklich nicht alltägliche!) Rettung danken und ihn als einzigartig mächtigen und gnädigen Gott preisen.
- In Richter 5,1-31 singen Debora und Barak ein Siegeslied über ihre Feinde und drücken damit ihre Freude und Dankbarkeit gegenüber Gott aus, der ihnen diesen Sieg ermöglicht hat.
- In 1. Samuel 2,1-10 preist Hanna ihren einzigartigen und mächtigen Gott nach der Geburt ihres Sohnes Samuel.
- In 1. Samuel 16,14-23 wird der spätere König David zum Musiktherapeuten für den amtierenden und vielfach schwermütigen (eigentlich: von einem bösen Geist verängstigten) König Saul.
- In 2. Samuel 1,19-27 formuliert der gleiche David ein Klagelied über den inzwischen im Krieg gefallenen König Saul und dessen ebenfalls verstorbenen Sohn Jonathan.
- Das längste Buch der Bibel, die Psalmen, sind im hebräischen Text des Alten Testaments mit tehillim überschrieben, was Preisungen bedeutet. Die Psalmen sind Preislieder, die von ihren unterschiedlichen Inhalten her
- in allen Lebenslagen (es gibt mehr Klage- als Lobpsalmen!) zum Lobpreis Gottes anleiten wollen. Insbesondere der 150. und letzte Psalm weist sehr deutlich darauf hin, dass Gott nicht nur mit gesprochenen Worten, sondern eben auch mit Musik und Gesang gepriesen werden will: «Halleluja! / Lobt Gott in seinem Heiligtum! / Lobt ihn in der Feste seiner Macht! / Lobt ihn wegen seiner Machttaten! / Lobt ihn in seiner gewaltigen Größe! / Lobt ihn mit Harfe und Zither! / Lobt ihn mit Tamburin und Reigen! / Lobt ihn mit Saitenspiel und Flöte! / Lobt ihn mit klingenden Becken! / Lobt ihn mit schallenden Becken! / Alles, was Atem hat, lobe Jah! / Halleluja!»
- Das Hohelied (der Liebe) ist nichts anderes als eine Sammlung von Liebesliedern, welche die erotisch gefärbte (!) Liebe zwischen Mann und Frau besingt. (Aber ja: Das Hohelied kann und wird natürlich auch geistlich gedeutet!)
- Ganz anders das Buch der Klagelieder: Es ist eine Sammlung von fünf Liedern, die den Untergang der Stadt Jerusalem und die eigene Schuld beklagen.
- In Jona 2,3-10 singt der von einem Fisch verschluckte Prophet im Bauch dieses Fisches (!) ein Lied, einen Klage- und Lobpsalm (kann man sich einen ungeeigneteren Ort für ein Lied vorstellen?)
- In Lukas 1,47-55 preist Maria, nachdem sie von Elisabeth gesegnet worden ist, Gott für das, was er an (in) ihr tut und für seine Barmherzigkeit gegenüber seinem Volk (das sog. Magnificat).
- In Lukas 1,68-79 ist es der Priester Zacharias, der nach der Geburt seines Sohnes Johannes (der spätere Täufer) seine Stimme zurückgewonnen hat und Gott für seine Rettung durch Jesus Christus dankt und preist (das sog. Benedictus).
- In Epheser 5,18-20 wird die Bedeutung von Musik und Gesang (im Zusammenhang mit der Erfüllung durch den Geist Gottes) in der Gemeinde thematisiert.
- In Philipper 2,5-11 hat Paulus vermutlich ein urchristliches Lied in seinen Brief integriert, in dem die überragende Bedeutung der Menschwerdung, des Todes, der Auferstehung und der Himmelfahrt Jesu besungen wird.
Diese wenigen Beispiele zeigen, dass Musik, Gesang und Lobpreis eine Gabe ist, die Gott uns Menschen anvertraut hat. Eine Gabe, die wir in allen Lebenslagen anwenden können (und sollen!): nach einer gewaltigen Rettung, nach einem grossen Sieg, nach einer wundervollen Gebetserhörung, in Stunden der Dunkelheit, in denen sich unsere Seele nach Licht sehnt, in Zeiten gross- er und schwerer Verluste, in Zeiten der Dankbarkeit und der Freude, in Zeiten der Klage und der Tränen, ja selbst im Bauch eines Fisches (wo auch immer das für uns sein mag). Musik ist eine Gabe, die uns zum einen zur Freude, zur Bereicherung, zur Gesundung unseres persönlichen Lebens geschenkt ist, die uns zum anderen aber auch im Blick auf unser Leben vor Gott zum Lob und zur Anbetung unseres Gottes anvertraut ist.
Am Anfang unserer kurzen ‹Reise› durch die Bibel haben wir danach gefragt, wann, wo und in welchen Situationen Musik, Gesang und Lobpreis thematisiert werden; welche Rolle sie spielen. Die notierten Beispiele zeigen, dass Musik ein zentrales biblisches Thema ist (der Mensch ist dafür geschaffen, Gott zu loben!). Musik, Gesang und Lobpreis in allen Lebenslagen (auch eine Klage kann zur Anbetung werden; vgl. das Buch der Klagelieder, das auch Buch der Tränen genannt wird!) erinnern uns daran, wer wir sind und wer Gott ist. Musik, Gesang und Lobpreis sind Ausdruck unserer inneren Einstellung gegenüber uns selbst, unserer Umwelt und
Gott und können zur seelsorgerlichen Kraft, zur hörbaren inneren Gesundung werden. Und schliesslich: Musik, Ge- sang und Lobpreis fokussieren uns auf Gott, sie tragen uns in seine Gegenwart, in seine ewige Welt, vor seinen himmlischen Thron.
...in die Ewigkeit
Damit schliesst sich der Kreis: Musik ist eine Gabe, ein grossartiges, wundervolles Geschenk Gottes an seine Menschen. Ein Geschenk, das er uns aus seiner Ewigkeit für die Reise durch unser Leben anvertraut hat. Musik, Gesang und Lobreis wollen unsere Begleiter sein; Begleiter, die uns immer neu wieder da- ran erinnern – in glanzvollen, grandiosen Zeiten der Freude und des Lachens, aber auch in Zeiten der Dunkelheit und der Tränen –, dass wir auf der Reise durch unser irdisches Leben ‹nur› unterwegs, dass wir noch nicht zuhause sind. Musik kann die Sehnsucht nach jenem Zuhause in uns wecken, für das wir geschaffen worden sind, und sie kann die Hoffnung, ja die Vorfreude in uns nähren, dass wir nach unserer Reise durch die Zeit für immer nach Hause kommen werden. Und dort, im Haus unseres Vaters, an seinem ewigen Fest, werden die Festhallen von Musik, Gesang und Lobpreis erfüllt sein, gegenüber denen selbst Händels Messias nicht viel mehr als ein flüchtiges Einspielen, nicht mehr als ein paar bescheidene Stimmübungen sein wird...
Quellennachweis
- Inhalt und Bild: Forum Kind Heft 2/11, Seiten 7 + 8. Ein ausgiebiger Streifzug durch die Bibel zum Thema Musik. © Copyright www.forum-kind.ch
- Autor: Stefan Wenger
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