Familienjungschar

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Längst macht die Gemeinde F. regelmässig interessante Treffen für die Familienanghörigen der Jungschärler und Teenager. Eingeladen sind einfach alle – „Familie“  wird nicht so sehr genetisch als vielmehr „geistlich“ gesehen.

Jeder ist eingeladen Teil der „Familie Gottes“  zu sein. Hier fühlen sich selbst Singles, Omas, Nachbarkids, alleinerziehende Mütter ... wohl. Organisiert werden die Treffen von Familien oder kleinen Teams aus der Gemeinde. Nicht perfekte Organisation, nicht durchgestyltes Programm, sondern Gemeinschaft, Spiel, Spass, Gespräche, Spontanität, gegenseitiges Dienen, Ermutigen und Austauschen stehen im Mittelpunkt.

Absturz – die Parkfalle

Mark (geänderter Name), 16 jährig, bis vor kurzem noch völlig unauffällig. Talentierter Fussballer, durchschnittlicher Handelsmittelschüler, ehemaliger Jungschärler, ... dieses Bild zerplatzt wie eine Seifenblase mit dem unerwarteten Anruf der Polizei: „Ihr Sohn ist zum zweiten Mal mit gestohlenem Moped erwischt worden!“  Wie vom Blitz getroffen erschlägt diese Hiobsbotschaft  die Stimme der Mutter. Das darf doch nicht wahr sein! - Sicher, Mark machte in den vergangenen Wochen zunehmend Schwierigkeiten. Die Noten wurden schlechter. Und dann waren da immer diese komischen Typen, die nach ihm fragten. Mit denen war er Skateboarden oder trieb sich stundenlang im Park herum. In die Gemeinde wollte er schon lange nicht mehr. - „Ich komme sofort zur Wache und hole ihn ab!“, antwortete die benommene Mutter. Doch bevor sie aufbricht, ruft sie Jürgen (Name geändert) an. Jürgen ist nicht nur Teenieleiter. Er ist vielmehr: zu ihm haben die Teenies noch Vertrauen. Ihm senden sie SMS-Nachrichten. Ihn suchen sie auf, wenn sie in Troubles stecken. Er ist es, der sie annimmt und akzeptiert, wie sie sind. Er ist es, der sie dort aufsucht, wo sie sich aufhalten: in verrauchten Kneipen, auf dem Fussballplatz, in der Schule oder eben sogar bei der Polizei! Schon mancher Teenie verbrachte ein Wochenende bei ihm und konnte seinen Frust ausreden. Er ist es, der zwischen Teenie und Eltern vermittelt. Nicht in „Leiterfunktion“ – was er tut, das tut er aus echter Liebe zu ihnen. Einzige Bedingung: die Teenies müssen die Beziehung zu ihm wollen. Jürgen will ihnen helfen, ihre Wunden, Enttäuschungen, Probleme etc. zu formulieren und nicht einfach zu ersaufen oder abzureagieren. Seine zeitlichen Aufwendungen für den Teenietreff sind im Vergleich zu diesen persönlichen Betreuungen gering. Jürgen ist kein frischgebackener Teenieleiter. Bald 40, kann er über so manche Erfahrungen aufweisen. Die Eltern schätzen seine kompetente Hilfsbereitschaft genauso wie die Kids. Er erfand sogar den „Mütterkaffeetreff“, zu dem er betroffene Mütter regelmässig einlädt. Dabei können so manche Fragen und Sorgen ausgetauscht und Ermutigung aufgetankt werden.

Jürgen ist für mich ein seltenes Beispiel, wie Jungschar-/Teenagerarbeit nicht in den Programmschuhen stecken bleibt. Seinen Dienst könnte ein junger Durchschnittsleiter kaum tun. Und doch wird er je länger je mehr notwendig – ja geradezu zu einem unabdingbaren Muss für unsere Jugendarbeit. Mehr denn je benötigen wir nicht Programme, sondern Streetworker, Mediatoren (Vermittler z.B. zwischen Eltern und Kinder) und Auffangplätze für unsere Kids. Mehr denn je sind wir gezwungen in den Kontext unserer Jungschärler / Teenies einzutauchen, um ihnen weiterzuhelfen. Wir sind gezwungen einen Dialog mit ihren Eltern, Lehrern, Freunden, ... aufzunehmen. Es liegt auf der Hand, dass für diese umfassende Aufgabe das Leiterteam meistens überfordert ist. Selbst Jürgen wäre es, wenn er nicht verschiedene Beziehungen zu Fachstellen pflegen würde. Im folgenden möchte ich eine Art der Erweiterung der Jungschararbeit aufzeigen, die dem obgenannten Bedürfnis teilweise entgegenkommt: die Familienjungschar.

Ganze Familien gewinnen für das Reich Gottes

Längst macht die Gemeinde F. regelmässig interessante Treffen für die Familienanghörigen der Jungschärler und Teenager. Eingeladen sind einfach alle – „Familie“  wird nicht so sehr genetisch als vielmehr „geistlich“ gesehen. Jeder ist eingeladen Teil der „Familie Gottes“  zu sein. Hier fühlen sich selbst Singles, Omas, Nachbarkids, alleinerziehende Mütter ... wohl. Organisiert werden die Treffen von Familien oder kleinen Teams aus der Gemeinde. Nicht perfekte Organisation, nicht durchgestyltes Programm, sondern Gemeinschaft, Spiel, Spass, Gespräche, Spontanität, gegenseitiges Dienen, Ermutigen und Austauschen stehen im Mittelpunkt.

Interessanterweise stieg in den westlichen Ländern der Wunsch nach einer intakten Familie in den vergangenen Jahren wieder an. Familienangebote werden in. Dieser Forderung muss sich die Gemeinde Jesu neu stellen. Zu lange hat sie dem Zeitgeist des Individualismus Raum gegeben. Zu lange hat sie einseitig die Altersgruppierung gefördert und da und dort die Familie ungewollt auch geschwächt. Zu stark wurden elterliche Verantwortungen an die Gemeinde delegiert.

Ich rechne fest mit Gottes Segen, wenn wir beginnen, familienorientierter zu arbeiten. Unsere Gemeinde bzw. unsere Gemeinschaft sollte für Familien total anziehend sein. Wie dies im Einzelnen aussehen kann, muss uns der Heilige Geist neu offenbaren. Es mangelt uns an Weisheit und Vorbildern. Einige scheinbar absurde Ideen bringe ich im Praxisteil mit der Herausforderung, sie nicht zu zerpflücken, sondern zu säen.

Eine familienorientierte Jungschar scheint mir hier eine entscheidende Rolle zu spielen – sie bildet die natürliche Brücke von der Familie zur Gemeinde. Ich bin der festen Überzeugung, dass eine Gemeinde enorm viel gewinnen würde, wenn sie in sich mehr als „Grossfamilie“ leben würde. Damit möchte ich andeuten, dass es mir nicht nur um das Wohl einzelner Familien geht – mir ist bewusst, dass die Familien nur einen Teil ausmachen. Zentral ist das „Familiendenken“ in der Gemeinde. Zu dieser Familie gehören alle Glieder!

  • Wo werden die Chancen der Familie ausgenutzt?
  • Wo nimmt das Gemeindeprogramm Rücksicht auf die Familie?
  • Wo trägt die Gemeinde die Familie praktisch?
  • Wo schwächt oder gar belastet die Gemeinde das Familienleben? Wo trennt sie die Familienglieder?
  • Welchen Stellenwert nimmt das Gebet für geheiligte Familien ein?
  • Wie tragen wir die Folgeerscheinungen der familienfeindlichen Umwelt (Einelternfamilien, Scheidungen, ...)?
  • Wo und wie gibt es Spannungen zwischen den Familien oder zwischen den Familien und Einzelpersonen?
  • Warum taufen wir die Kinder erst als Jugendliche oder laden sie erst nach dem  sogenannten Unterricht zum Abendmahl ein?
  • Wo werden Familienthemen in der Familienrunde aufgearbeitet?

Stark entwickelter Familiensinn ist etwas, was die Bibel ein Kennzeichen der Familie des Herrn nennt. Wenn ein Teil des Leibes verletzt oder von irgendetwas beeinflusst wird, wirkt das auf den ganzen Leib ein. Deswegen sind das „Besuchen von Kranken“ und die Teilnahme für die Bedürftigen sehr weitgehend auszulegen – und wir sollten wissen, wann jemand einen Teller Suppe, einen Krug Orangensaft oder einen Freund braucht, der die Arznei besorgen geht oder beim Baby bleibt, wenn der Vater die Mutter im Krankenhaus besucht. Die grössere Familie des Herrn soll sich umeinander kümmern und ein Gefühl für die wunden Stellen des anderen haben. Das ist der ganze Sinn von „einer trage des anderen Last“ und der ganze Sinn der „Gemeinschaft“ einer Gemeinde-Familie.

(Edith Schaeffer, Lebensraum Familie S. 89)

Quellenangabe

  • Titelbild: Kurt Mühlematter, www.juropa.net 
  • Inhalt: Inspiriert von Edith Schaeffer, Lebensraum Familie

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