Kinder entwickeln sich nicht nur äusserlich, auch ihr Glaube verändert sich mit dem Alter. Darüber müssen Jungscharleiter Kenntnis haben und ihre Botschaften entsprechend gestalten.
Zeit der Gnade (0-7/9 Jahre)
Gnade erfahren
- Die Botschaft der Gnade gefühlsmässig aufnehmen – als Vorrat für später
- Mit allen Sinnen Güte und Geborgenheit erfahren
- Gott durch das Handeln ins Leben der Kinder übersetzen
- Feste Gewohnheiten und Rituale helfen dem Kind den Sinn des Glaubens zu verstehen, bevor es die Inhalte versteht.
Sprachfähig werden
- Begriffe wie „Glaube“ und „Vertrauen“ werden durch Geschichten gefüllt
- Liedtexte halten den Lebenserfahrungen stand und prägen uns. Gute Liedtexte wählen!
- „Auf wen ich höre, zu dem gehöre ich.“
Biblische Inhalte aufnehmen
- Abhängig von der Anschauung: „Kein Eindruck ohne Ausdruck“
- Geschichten und Erzähler versichten sich zu inneren Bildern, die ins Unterbewusste hinabsinken und von dort her wirken
- Busse und Umkehr sind erst für Jugendliche und Erwachsene greifbar!
- Wundererzählungen bereiten noch keine Mühe. Den Eltern stehen ja auch mehr Möglichkeiten zur Verfügung, als das Kind sich vorstellen kann.
- Das Kind identifiziert sich mit Helden und Vorbildern, Gerechtigkeitssinn
- Das Kind in moralisch-ethischen Entscheidungen nicht überfordern
>Inhalte bis ca. 8 Jahre:
- Geschichten mit der Botschaft von Gottes Güte: DU bist gewollt
- Geschichten, die Gott und Jesus als Handelnde und Erschaffende zeigen
- Geschichten von Jesus, der Gottes Liebe zu den Menschen verkündet
- Geschichten, die den Sinn der grossen Fest deuten
- Erzählungen von Wundern, die Gottes Allmacht oder Jesu Vollmacht darstellen (nicht nur Wundergeschichten erzählen)
- Erzählungen, die Folgen von menschlichem Verhalten im Guten und Bösen aufzeigen
- AT: Urgeschichten (Schöpfung), Vätergeschichten (Abraham), Josefgeschichte
- NT: Weihnachtsgeschichte, Kindheit Jesu
- Themenkreise: gesund und krank (Bartimäus), Freude und Angst (Seesturm), Feste feiern (Hochzeit und Taufe), Arbeiter aus den Ausland (Ruth)
> Mehr mit Jesus über das Kind reden, als mit den Kind über Jesus
Schuld und Vergebung
- „Sich entschuldigen“
- als gesellschaftliche Regel ist das sinnvoll
- für seine Reaktionen ist allerdings fraglich
- „Das habe ich gemacht.“ Schuld eingestehen
- Ich darf Fehler machen, ohne Liebesverlust in Kauf nehmen zu müssen
Gottesbild
- Muss das Kind sich bei Gott beliebt machen?
- Sind Erzieher/Leiter sich ihres eigenen Gottesbildes bewusst?
- Nur sorgfältig überprüftes Gottesverständnis weitervermitteln.
Zeit des Gesetzes (7/9-11/13)
Realistische, wirkliche Ereignisse nachvollziehen
- In der Realitätsperiode interessiert sich das Kind für handlungsstarke Ereignisse „Action“
- Gerechtigkeitsideal, Bestrafung des Bösewichts
- Geschichtlich – geographische Zusammenhänge, Wettbewerbe, Ordnungssinn, Sammelwut und Ritualisierung von Handlungsabläufen
- Im Gegensatz zu den Phasen vor und nach der Latenzzeit: Körperlich-kognitive statt körperlich-emotionale Antriebskraft
- Recht, Willenkraft, die gute Tat – weil es „recht“ ist und nicht aus Barmherzigkeit
- Geschichte als Zeitstrahl wird verstanden
Unterrichtsstoff und biblische Inhalte
- Bibelkunde vor allem im Alter von 10-12 Jahren!
- AT: Exodus, 10 Gebote, Bundesschliessung, Landnahme, Richterzeit, Samuel bis Saul, David – Jonatan, Israels Glanz und Niedergang, Elis – Elisa, Jeremia, Bab. Gefangenschaft
- NT: Johannes der Täufer, Jesus und die Gesetzeslehrer, Passionsgeschichte und Apostelgeschichte (ab 11 Jahren), Handlungsstarke Gleichnisse, allgemein zusammenhängende Texte
- Gott als Bundespartner, Glaubenslehre (Katechismus), weil Verhaltenskodex und Spielregeln zum Alter gehören
- Wunder sind ab ca. 11 Jahren nicht mehr so einfach zugänglich
Charakterbildung
- Echtes Schuldgefühl: Gewissensbildung
- Kinder beobachten scharf, wie genau es Erwachsene mit der Wahrheit nehmen
- Zweifel am Kinderglauben ernst nehmen
- Ordnungssinn wird ausgebildet; Lektionen mit festem Rahmen, disziplinarische Abmachungen einhalten
- Wir schulden dem Kind Zielstrebigkeit in Erziehung, Jugendprogramm und Unterricht
- Auswendiglernen, Stellen aufschlagen, Psalmen lernen: Biblisches Wissen als Grundlage
- Theater, Erlebnisprogramm, Lager, …
- Einfühlen in andere wird möglich
Zeit des Evangeliums (11/13-16+)
Charakterliche Entwicklung
- Auch „Unreligiöse Jugendliche“ machen sich Gedanken über ihre eigene Existenz
- nicht vorschnelle Antworten geben
- Jugendliche brauchen Zeiten des Alleinseins und Zeiten der Gemeinschaft
- Die Gesprächsatmosphäre vor der Pubertät ist die Grundlage für das Gespräch während der Pubertät
Religiöse und biblische Thematik
- Die Gefühlsebene gilt als Schlüssel zu Glaubensfragen – aber vorerst, ohne von sich selbst reden zu müssen (Geschichten von anderen Personen erzählen)
- Das Leben der Jugendlichen selbst bestimmt die Unterrichtsinhalte stärker als die biblischen Geschichten
- Biblische Gestalten als radikale Typen: Johannes der Täufer, Jeremia, Hiob, Petrus, …
- Erschliessung von Wundergeschichten auf der Symbol- und Erlebnisebene
- Jugendliteratur und Biografien, Erlebnisberichte von Christen, von Ex-Drögelern, Behinderten, Missionaren, …
- Bildmeditationen, Filme, Musik
- Greifbare Vorbilder helfen bei der Persönlichkeitsbildung, Vorbilder zum Ablehnen und Annehmen
- Jugendliche in die Verantwortung miteinbeziehen
- Klare Abmachungen, Humor mit klarer Linie verbinden
- Atmosphäre schaffen, den Raum gestalten
Theologische Aussagen
- Gottebenbildlichkeit, Schuld und Vergebung, Hoffnung und Nachfolge als zentrale Grundmotive, welche von verschiedenen Themen der entfaltet werden können.
- Echte Auseinandersetzung mit den Zweifeln der Jugendlichen. Wer als Zweifler ernst genommen wird, nimmt andere als Glaubende ernst.
- Modelle gemeinsamen Lebens hautnah beschnuppern, ansatzweise miterleben. Sinnfrage vom Gedanken des Gemeinsamen und der Beziehung der entwickeln.
- Verbindliche Gemeinschaftsformen (auch in der Partnerschaft) als mögliche Lebensziele erarbeiten. (Ausgehend von Gedanken der Bundesrheologie)
Quellennachweis
- Titelbild: Juropaarchiv, www.juropa.net
- Inhalt und Literatur: Felix Studer, Theologisch-Diakonisches Seminar Aarau, 2004 (Kursunterlagen) aufbauend auf: Bridger, Francis: Wie Kinder glauben, (Oncken, Wuppertal und Kassel und Bibellesebund Winterthur, 1990) sowie auf Rinderknecht Hans Jakob und Zeller Konrad: Methodik christlicher Unterweisung (Zwingli Verlag Zürich/Stuttgart 1968);
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