Nicht nur «Fun and Action» sind für Kids attraktiv. Ein kreatives Projekt braucht zwar viel Einsatz – aber das Resultat lässt sich zeigen!
Musik hat in den christlichen Gemeinden von jeher einen privilegierten Platz. Musik ist hier ein Allgemeingut – jeder kann und darf mitmachen. Dieser Erfahrungsvorsprung lässt sich nutzen. Für ein Musicalprojekt zum Beispiel lässt sich manches Kind gewinnen, das sich in keiner anderen christlichen Gruppe wohl fühlen würde
Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Forum Heft-Artikel.
Musical als Ortslager
Es gibt verschiedene organisatorische Varianten ein Musical einzuüben: wöchentlich über eine längere Zeit verteilt, als Lager oder eben als Ortslager. Dabei handelt es sich bei der Wahl immer um die Frage der Zielsetzung.
Das Ortslager bietet besondere Möglichkeiten: Zum Beispiel als Ferienangebot für zu Hause gebliebene Kinder im Dorf. Für solche Angebote existieren oft spezielle Werbekanäle (Ferienpass) – die damit indirekt auch als Werbeträger für bestehende Kindergruppen dienen.
Ein Ortslager bedeutet: Während einer Woche kommen die Kinder täglich vom Morgen (ca. 9.00 Uhr) bis zum Abend (ca. 18.30 Uhr) inkl. Mittag- und Abendessen zum Proben. Durch die tägliche Begegnung können Beziehungen aufgebaut und vertieft werden. Die Nacht im eigenen Bett zu verbringen, verschafft den Kindern andererseits genügend Schlaf. Auch die Leiter erhalten damit Pausen für weitere Vorbereitungen und um Kräfte zu sammeln.
Traditionen schaffen
Wird das Angebot jedes Jahr ausgeschrieben, werden immer mehr Kinder und ihre Eltern darauf aufmerksam. Das Ganze gewinnt am Ort an Attraktivität. So findet die Singwoche in Gossau alljährlich in der ersten Herbstferienwoche statt. Sie erfreut sich immer grösserer Beliebtheit. Kamen im ersten Jahr noch 23 Teilnehmer, waren es letzen Herbst – dem fünften Durchführungsjahr – bereits 85 Teilnehmer, wobei rund zwei Drittel von ihnen sonst keine direkte Beziehung zur Jungschar hatten.
Ziel - Tagesablauf
An erster Stelle stehen die Kinder mit ihren Wünschen und Bedürfnissen. Zu ihnen soll eine Beziehung entstehen, die von Liebe und Achtung geprägt ist. Sie sollen merken, dass sie den Leitern wertvoll sind und dass auch Jesus sie kennt und so liebt, wie sie sind.
Ein weiteres Ziel ist klar auch eine gute Aufführung am Ende der Woche. Es soll ein Erfolgserlebnis für Leiter und Kinder werden und im Dorf einen positiven Eindruck vermitteln. DerInhalt des Musicals soll das Publikum ansprechen und sie zum Nachdenken auffordern.
Wir sind der Zuhörerschaft eine gute Darbietung schuldig.
Nicht immer ist es einfach, die beiden Hauptziele mit- einander zu verbinden. Es ist eine Gratwanderung zwischen dem Ehrgeiz einer perfekten Präsentation und dem Mut zur Lücke im Interesse der Kinder.
Die Elemente
Chorprobe
Es muss gut überlegt werden, ob die Kinder bereits im Vorfeld der Singwoche eine Übungs-CD erhalten sollen und dadurch die Lieder bei den Chorproben bereits mehr oder weniger kennen. In Gossau wurde bis anhin auf eine solche CD verzichtet. Dadurch wurden die Chorproben umso intensiver. Für Erwachsene kaum vorstellbar, aber Tatsache ist, dass die Kinder während der Woche rund 12 Lieder mit durchschnittlich 2 Strophen aus- wendig lernen. Dahinter steckt viel Arbeit, grosse Konzentration (vor allem für die Jüngeren) und ein riesiger Stolz, wenn das Ziel erreicht ist.
Theaterprobe
Theaterspielen ist oft sehr begehrt. Es lohnt sich, das Theater soweit auszubauen, dass bis 50 Kinder eine Rolle übernehmen können. Sie erhalten ihren Text bereits vor dem Beginn der Singwoche, müssen ihn aber noch nicht auswendig können. Dazu bleibt während der Woche genügend Zeit. Zudem lernen sie ihre Rolle im Spiel auf der Bühne ganz selbstverständlich.
Während der Theaterproben werden die Schauspieler in Gruppen eingeteilt, um mit einem Leiter die Szenen zu üben. Es gilt nun, den Text mit richtiger Betonung und Lautstärke auswendig zu lernen. Eine Szene wird gleich auf der Bühne geprobt.
Brauchen die Kinder eine Abwechslung, hat in dieser Zeit auch mal ein Spiel Platz. Hängt ihnen der Text bis Ende Woche aus den Ohren, bietet sich die Gelegenheit,statt dessen an den Liedertexten zu feilen.
Rahmengestaltung
Kinder, die nicht im Theater mitspielen, gestalten in dieser Zeit den Rahmen. Unterteilt in kleine Gruppen helfen sie mit bei der Gestaltung des Bühnenbildes oder dem Herstellen von Requisiten, basteln den Raumschmuck, die Verzierung des Eingangs oder die Kollektenbecher, verteilen im Dorf Einladungen für die Aufführung oder gestalten am PC das Programmheft.
Pausen
...sind sehr wichtig. Sie dienen zur allgemeinen Auflockerung, sei es beim Spiel im Freien, beim Kastanien sammeln, bei Gesellschaftsspielen, beim Malen,... Hier muss für einmal keine Leistung erbracht werden. Diese Zeit kann von den Kindern nach ihren Wünschen bestimmt werden. Die Leiter sollen unbedingt mitspielen und Beziehungen pflegen.
Time-out
Nach Alter und Geschlecht getrennte Kleingruppen von höchstens acht Kindern treffen sich mit ihrem Leiter an einem stillen Ort. Hier lesen sie gemeinsam in der Bibel und reden über ihre Eindrücke. Oft wird am Schluss der Singwoche von den Kindern diese Zeit als die schönste beschrieben. Hier kehrt Ruhe ein. Man hat Zeit zum Erzählen. Das Persönliche hat hier seinen Platz und alle sind gefragt.
Der Leiter hat Zeit um auf seine Kinder einzugehen und ihnen Gottes Botschaft zu erklären. Nicht immer ist dies einfach, denn das Hintergrundwissen der einzelnen Kinder kann stark variieren. Übrigens: Der Gruppenleiter ist auch während den Pausen, beim Vorbereiten, ... für seine Kinder zuständig. So ist garantiert, dass keines der Kinder in der Masse untergeht.
Ausflug
Ein Nachmittag oder Abend soll in einem ganz anderen Rahmen stattfinden. Ein Waldspiel, Abkochen im Freien, ein Ausflug – etwas, das den Kindern Spass macht, sorgt für die nötige Zerstreuung!
General- / Hauptprobe
Am Donnerstag Nachmittag findet die Generalprobe statt. Zum erstes Mal wird das Ganze in einem Zug durchgespielt. Dabei kann der Theaterleiter die letzen Änderungen vornehmen, der Dirigent bei Bedarf nochmals eine Strophe wiederholen, die Techniker das Licht und den Ton fertig einstellen. Bei der Hauptpro- be am letzten Tag muss dann alles sitzen.
Aufführungen
Der Höhepunkt der ganzen Woche ist ganz klar die Aufführung vor Publikum. Je näher der Moment rückt, desto stärker wird das Kribbeln. Hinter den Vorhängen und Kulissen herrscht Spannung – doch bei jedem Auftritt wächst auch die Freude und Erleichterung über ein gelungenes Projekt. Nur zu schade, wenn das ganze Musical nach so intensiver Übungszeit nur einmal aufgeführt werden könnte! Es lohnt sich, recht- zeitig einen zweiten Aufführungsort zu suchen.
Mit einigen Liedern aus dem Musical kann ausserdem ein (Familien-)Gottesdienst in der Gemeinde bereichert werden.
Was bleibt nach einem solchen gemeinsamen Projekt? Bestimmt mehr als ein paar schöne Erinnerungen. Der wichtigste Gewinn liegt auf der persönlichen Ebene. Aus der intensiven Zusammenarbeit wächst Vertrau- en. Was wären die Kinder ohne ihre Leiter, die unterstützen und mitfiebern! Doch gleichzeitig hätten die Leiter nichts auszurichten ohne Kinder, die ihre Gaben einsetzen und ihr Bestes geben. Jeder wird gebraucht, jeder kann auf den anderen zählen – und das schweisst zusammen!
Wichtiges in Kürze
Leiter
Je mehr Kinder, desto mehr Leiter sind nötig. Vielleicht ist das Team zu klein, um ein Projekt in solcher Grösse durchzuziehen. Warum dazu nicht in einer anderen Gemeinde um Unterstützung bitten? Auch wenn sie sich «nur» stundenweise engagieren lassen ist schon viel geholfen.
Teilnehmer
In Gossau nehmen Kinder von der 1. bis zur 7. Klasse teil. Für die Kleinsten ist es eine sehr strenge Woche und eine riesige Leistung. Die grosse Altersspanne hat den schönen Nebeneffekt, dass grössere Kinder für die Kleineren Verantwortung übernehmen und ihnen helfen, wo es nötig ist.
Musik
Die Instrumentalisten finden sich in der Gemeinde, im Bekanntenkreis und unter den Eltern. Mindestens ein Klavierspieler muss während der ganzen Woche, speziell für die Chorproben, anwesend sein. Die anderen treffen sich beispielsweise abends für ihre Proben. Bei der General- und Hauptprobe müssen unbedingt alle anwesend sein.
Lassen sich auch beim besten Willen keine Instrumentalisten finden, gibt es zu einigen Musicals Playback-CDs.
Kleidung
Es lohnt sich, für alle Sänger gleiche T-Shirts herzustellen. Der Chor vermittelt so eine klare Einheit, sowohl für den Zuschauer wie auch für die Teilnehmer. Dazu eignet sich ein T-Shirt ausgezeichnet als Werbeträger. Die Kin- der können es bereits im Vorfeld tragen.
Technik
Der technische Aufwand darf nicht unter- schätzt werden. Mit etwas Erfahrung erzielen bereits einfache Mittel einen starken Effekt. Dabei muss längst nicht jedes Gerät selber angeschafft werden. Vieles lässt sich für wenig Geld mieten.
Infrastruktur
Im besten Fall können die Proben gleich auf der Aufführungsbühne stattfinden. Dazu sollten genügend Nebenräume für das Programm zur Verfügung stehen. Wo dies nicht möglich ist, findet sich vielleicht in einem benachbarten Gemeindelokal oder einem Schulhaus die gesuchte Infrastruktur.
Finanzen
Ein Musical-Projekt ist nicht gratis. Mieten für Aufführungsort, Technik, etc. gehen ins Geld. Auch die gemeinsamen Mahlzeiten, die den Kindern angeboten werden, kosten. Dazu kommen Bastelmaterial, Requisiten, Kulissen, Noten, und vieles mehr.
Die Kinder sollen einen Teil des Betrages selber bezahlen. Er muss aber nicht kostendeckend sein. Weitere Einnahmequellen sind die Kollekte (die erfahrungsgemäss gut ausfällt), vielleicht auch Sponsoren, die im Programmheft inserieren, oder private Spender.
Werbung
Gute Werbung lohnt sich auf jeden Fall. Die Öffentlichkeit soll von diesem Projekt wissen – ein Besuch lohnt sich!
Je nach Situation können Einladungen in die Haus- halte verteilt und Plakate gut sichtbar ausgehängt werden. Plakate im Format A0 wirken besonders gut, sind aber nicht ganz billig. Eventuell lohnt es sich, bestimmte Quartiere intensiver zu bewerben.
Auch ein Inserat, bzw. ein kurzer Artikel in der Zeitung, vor und nach dem Auftritt, bieten nicht viel Aufwand.
Quellennachweis
- Inhalt und Bild: Forum Kind Heft 2/02, Seiten 16 - 19. In einem Ortslager mit Kindern ein Musical einzustudieren. Erfahrungsberichte, Tipps und Infos. © Copyright www.forum-kind.ch
- Autorin: Barbara Walter studierte am Theologisch-Diakonischen Seminar in Aarau. Sie ist Kindergärtnerin und arbeitete bis vor einigen Jahren beim BESJ
- A hozzászóláshoz regisztráció és bejelentkezés szükséges
A tartalom automatikusan lefordítható. Segítsen a fordítás minőségének javításában a szerkesztésével!