Damit Kinder Spass an Mutproben haben und gute Erinnerungen behalten, müssen einige Dinge beachtet werden.
Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Forum Heft-Artikel.
Unternehmung/Vertrauensspiel: Mutproben
Eine Schnecke übers Gesicht kriechen lassen, blind in einen Topf kalter Spaghetti greifen, Lebertran trinken, durch den Kanalisationsschacht kriechen oder von einem vermummten Gemeindeglied entführt werden. Wer kann dies ohne Wimpernzucken über sich ergehen lassen?
Was müssen wir beachten bei Mutproben, Gruselparcours oder Namenstaufen, damit sie den Kindern auch wirklich Spass machen? Mutproben sollen kein traumatisches Erlebnis für Kinder werden.
Kleine Kinder – grosse Helden
Bereits kleine Kinder lieben es Mut zu beweisen und Ungewohntes zu wagen. Ich erinnere mich an zwei Mutproben aus meiner frühen Schulzeit. Die eine bestand darin, sich die Hand von einem Kälbchen lecken zu lassen, und wer ganz mutig war, traute sich die ganze Hand in den Kälbermund zu stecken. Die andere Probe war etwas grusliger Natur: Wer traut sich in die Tierkadaversammelstelle hinein zu gehen und hinter sich die Türe zu schliessen? Danach fühlten wir uns als wirkliche Helden.
Verängstigte Kinder – mutige Leiter
Ein schreckliches Erlebnis in meinem ersten Jungschi Jahr war, einen dunklen Abwasserstollen zu durchqueren. Als wir mitten drin waren, ertönten Schüsse am Ende des Tunnels.
Ich behaupte heute, dass die Stollendurchquerung zu einem «Heldenerlebnis» hätte werden können, wenn da nicht der «Verbrecher mit den Schreckschüssen» gewesen wäre. Eine Idee, die unsere Leitenden eingebaut hatten, weil sie davon ausgingen, was von ihrer Warte aus eine Mutprobe wäre. Hätte uns Kindern der dunkle, nasse Stollen genügend Furcht eingeflösst um unseren Mut zu testen, brauchte es nach dem Empfinden der Leiter aber weit mehr.
Damit der Spass nicht zum Trauma wird
Folgendes solltest du als Leiter bei der Planung beachten:
- freiwillig Mutproben sollten freiwillig sein. Als
- Leitende können wir die Kinder zwar motivieren und ermutigen es zu wagen, doch nie Zwang oder Manipulation an- wenden.
- kein Gruppendruck Auch ist es unsere Aufgabe, dass kein Kind aus Gruppendruck etwas wagt, zu dem es innerlich nicht bereit ist. Unter- binde Aussprüche wie: «Du bist feige!» oder «Wenn du da nicht runterspringst, gehörst du nicht mehr zu uns!»
- als Vorbild vorangehen Fordere von den Kindern nichts, wasdu nicht auch selber bereit bist zu tun oder gar vorausgehst. Vielen Kindern hilft es, wenn der Leiter voraus durch den Stollen geht, zuerst vom «Gruseltrank» trinkt etc.
- beobachten und Ideen aufnehmen Beobachte die Kinder beim Spielen und finde heraus, was sie Überwindung kostet oder frage sie nach Ideen für eineMutprobe.
- Alternative anbieten Geht es z.B. um einen Übertritt oder Namenstaufe, bei dem jedes Kind mit- machen muss, solltest du eine Alternative bereit halten, welche gewählt werden kann. Z.B. fällt es den einen Kindern furchtbar schwer etwas Ekliges in den Mund zu nehmen. Halte in diesem Fall eine Alternative bereit, die nichts mit Essen oder Trinken zu tun hat. Dasselbe gilt für Dunkelheit, berühren, enge Platzverhältnisse (Blachenschlauch), soziale Herausforderungen, vorsingen etc.
Kleine Kinder – grosse Herausforderungen
Hier ein paar mögliche Beispiele von Mutproben für Kinder von 6-9 Jahren:
- «Gruseltrank» aus Ketchup, Essig,
- Honig, Sirup etc.
- Mit Lebensmittelfarbe gefärbtes Essen wie z.B. blaue Spaghetti, violette
- Vanillecreme oder grauer Milchreis
- Eine Litschi essen (glitschig)
- Ein Stück Brausetablette oder zerbröckelte Spruso Bonbons (oder andere Süssigkeiten mit prickelnder Wirkung) auf die Zunge geben
- Eine Slimy oder Silly Putty in die Hand geben (mit geschlossenen Augen). Mögliches Rezept für den Ekelbrei findest du im Artikel auf S. 24.
- Durch einen dunklen Tunnel (mit Leiter) oder entlang einem Seil durch den dunklen Keller oder mit verbundenen Augen durch den Gemeindesaal gehen
- Schnecken, Ameisen, Spinnen etc. in der Hand halten
- Tiere streicheln
- Beim Nachbarn klingeln und um eine Rolle WC Papier bitten
- Eine steile Rutschbahn herunterrutschen
- Eine Strickleiter raufklettern
- Barfuss (evtl. blind) einen Parcour absolvieren (Laub, nasse Lappen, Sand, Kleister, Kieselsteine, Schleifpapier, Federn)
- Blind verschiedene Gegenstände in die Hand gelegt bekommen und erkennen, was es ist (Eiswürfel, Brotteig, Fellstück, nasser Schwamm)
- An verschiedenen Gewürzdösli riechen (Kümmel, Knoblauch, Curry oder auch Käserinde, Waschpulver)
- Über eine Seilbrücke gehen, ein Seilbähnli runterfahren
Quellennachweis
- Inhalt und Bild: Forum Kind Heft 2/10, Seite 29. © Copyright www.forum-kind.ch
- Autorin: Barbara Pfister
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