Risikomanagement ist ein systematisches Verfahren zur "Erfassung und Bewertung von Risiken, sowie die Steuerung von Reaktionen auf festgestellte Risiken" (Wikipedia).
Zu Deutsch: Es geht darum, bei allen Jungscharanlässen ein hohes Mass an Sicherheit für deine Jungschärler und Leiter zu gewährleisten.
Schritt 1: Analyse potentieller Gefahren
Dabei gehst du die einzelnen Elemente deines geplanten Anlasses durch. Dazu gehören insbesondere
- alle Aktivitäten,
- das komplette Gelände in dem der Anlass stattfindet (also z.B. auch Hin-/Rückweg),
- Besonderheiten bei Kindern im Allgemeinen (z.B. bei Kindern normale geringere mentale Aufmerksamkeit im Strassenverkehr) wie auch
- Besonderheiten bei Kindern im Speziellen (z.B. mögliche Asthma-Anfälle bei Kindern mit entsprechender Erkrankung).
Während du die einzelnen Elemente durchgehst, stellst du dir die folgende Frage: Wo könnten hier mögliche Gefahren liegen? Liste diese Gefahren einzeln auf.
Schritt 2: Bewertung der Gefahren
Bei der Bewertung der Gefahren geht es darum, welche Risiken akzeptabel bzw. vertretbar sind und welche nicht. Denn Fakt ist: Absolute Sicherheit gibt es nicht.
Die aufgelisteten Gefahren werden nun auf deren Eintrittswahrscheinlichkeit und deren potentielles Schadensausmass hin analysiert. Stelle dir also bei jeder aufgelisteten Gefahr die folgenden zwei Fragen:
- Wie wahrscheinlich ist es, dass ein Schadensfall eintritt?
- Wie gross wäre dann das Ausmass des Schadens?
Für die Beantwortung der zwei Fragen rufst du dir unten stehenden Risikographen auf, welcher auch die möglichen Antworten auf die zwei Fragen enthält. Notiere dir bei jeder Gefahr, welcher Risikoklasse sie zuzuordnen ist. Also entweder rot, gelb oder grün.
Der Risikograph
Schritt 3: Gefahrenminimierung
Jetzt geht es daran, die erkannten (Schritt 1) und bewerteten (Schritt 2) Gefahren sinnvoll zu minimieren. Aber nicht jede nur denkbare Gefahr muss oder kann gemanaged werden. Welche Gefahr wie angegangen wird ist davon abhängig, welcher Gefahrenklasse (rot, gelb, grün) diese angehört.
ROT: Kritische/Inakzeptable Gefahren - Durch geeignete Massnahmen muss hier die Eintrittswahrscheinlichkeit und/oder das Schadensausmass reduziert werden. Ziel ist es, dass durch die Umsetzung dieser Massnahmen in der Gefahrenkontrolle (Schritt 4) keine Gefahr mehr in diesem Bereich liegt. Schreibe dir die zu ergreifenden Massnahmen zu den jeweiligen Gefahren auf deiner Liste dazu.
GELB: Sogenannter ALARP-Bereich (As Low As Reasonably Practicable) - Hier geht es geht es darum, Gefahren soweit zu reduzieren, wie es vernünftig und praktikabel ist. Dies muss aber nicht zwangsläufig zur Folge haben, dass die Gefahr im Zuge der Gefahrenkontrolle (Schritt 4) in den grünen Bereich rutscht. Schreibe dir eventuelle Massnahmen zu den einzelnen Gefahren auf deiner Liste dazu.
GRÜN: Gefahren in diesem Bereich werden nicht gemanaged, da sie entweder extrem unwahscheinlich oder der potentielle Schäden sehr gering sind.
Der Schritt der Gefahrenminimierung ist ein durchaus kreativer Prozess und deshalb möglicherweise auf den ersten Blick etwas kompliziert. Wenn das bei dir Fall ist, dann schau dir doch einmal unten die Anwendungsbeispiele an und lies dir danach diesen Schritt noch einmal durch. Dann wird dir sicher vieles klar.
Schritt 4: Gefahrenkontrolle
War dein Risikomanagement ausreichend? Das heraus zu finden, darum geht es hier. Analysiere noch einmal die Gefahren auf deiner Liste, dieses Mal aber unter Einbeziehung der geplanten Sicherheitsmaßnahmen aus der Gefahrenminimierung. Das mindeste Ergebnis sollte sein, dass du keine Gefahren mehr auf deiner Liste hast, welche in den roten Bereich fallen. Sollte dem nicht so sein, musst du nochmal über entsprechende Sicherheitsmassnahmen nachdenken, um diese Gefahren soweit zu entschärfen, dass sie zumindest in den gelben Bereich rutschen.
Anwendungsbeispiel 1: Strassenverkehr
Der Weg vom Jungscharlokal in den Wald, wo ein Geländespiel stattfinden soll, führt über eine oder mehrere Straßen.
1. Schritt: Analyse potentieller Gefahren:
Eine der potentiellen Gefahren: Teilnehmer kommt durch Kollision mit Auto zu Schaden.
2. Schritt: Bewertung der Gefahr:
- Eintrittswahrscheinlichkeit: gelegentlich (Kollisionen zwischen Autos und Fussgängern sind nicht ungewöhnlich)
- potentielles Schadensausmass: tendentiell kritisch bis katastrophal (Knochenbrüche, Todesfälle)
- Ergebnis laut Risikographen: ROT - Kritische/Inakzeptable Gefahr
3. Schritt: Gefahrenminimierung:
- Mögliche Massnahmen zur Minimierung der Eintrittswahrscheinlichkeit: Den Kindern wird schon im Jungscharlokal gesagt dass sie die Strassen nur dann überqueren dürfen, wenn ein Leiter sie dazu anweist und sie andernfalls am Strassenrand warten müssen; Nutzung von Fussgängerbrücken, -ampeln und/oder -unterführungen; Bälle, die unterwegs auf die Strasse fallen könnten und Jungschärler reflexartig dazu veranlassen könnten, diesen hinterher zu springen, werden durch die Leiter konfisziert.
- Mögliche Massnahmen zur Minimierung des potentiellen Schadensausmasses: Route so anlegen, dass die Straßen an möglichst sicheren Stellen überquert werden, d.h. wo die Autos langsamer fahren müssen und dies aucht tun, wo die Autofahrer schon früh den Fussgänger sehen und wo sie es möglicherweise auch gewohnt sind, dass gelegentlich mit Fussgängern zu rechen ist, also z.B. an Zebrastreifen.
4. Schritt: Gefahrenkontrolle
Werden die genannten Massnahmen im Bezug auf die Gefahr der Kollision eines Autos mit einem Teilnehmer umgesetzt, ergibt sich folgende, neue Gefahrenbewertung:
- Eintrittswahrscheinlichkeit: unwahrscheinlich (durch die geplanten Sicherheitsmassnahmen ist es nunmehr eher unwahrscheinlich, dass ein Schadensfall eintritt).
- potentielles Schadensausmass: katastrophal (es können immer noch Autofahrer mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit Kollisionen mit potentieller Todesfolge verursachen, das potentielle Schadensausmass konnte also nur geringfügig reduziert werden)
- Ergebnis laut Risikographen: GELB - Mindestziel erreicht.
Anmerkungen
Das beschriebene Konzept gibt in vereinfachter, praktikabler Form das Grundkonzept des Risikomanagements wieder. Dieses muss aber immer in Kombination mit entsprechendem Fachwissen für die jeweilige Aktivität angewendet werden. Dabei hat Fachwissen Vorrang. Wenn du also z.B. mit deinen Jungschärlern Abseilen oder Klettern gehst, reicht das Wissen im Bereich Risikomanagement nicht aus. Du musst über eine entsprechende Ausbildung im Bereich Klettern/Abseilen verfügen, zu der beispielsweise auch gehört, wie man eine solche Aktivität sicher durchführt. Diese Fachkenntnisse haben Vorrang vor der Anwendung des Risikomanagement-Knowhows.
Bildnachweis
Titelbild: © Gerd Altmann / pixelio.de
Risikograph: gemeinfrei / nicht urheberrechtlich geschützt; Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Risikograph.png&filetim…
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