In der Erlebnispädagogik sollen durch Gruppen-Erfahrungen Persönlichkeit und soziale Kompetenzen entwickelt und ausgebildet werden.
Das Erlebnis
Ein Erlebnis ist jede individuelle, persönliche Erfahrung, was auch Alltagserlebnisse mit einschliesst. Ein Erlebnis wird, anders als z.B. eine klassische Unterrichtseinheit, ganzheitlich aufgenommen, woraus sich eine deutlich bessere Lerneffizienz ergibt. Insbesondere soziale Kompetenzen können zudem fast nur über das eigene Erleben ausgebildet werden. Aus den genannten Gründen macht es Sinn, dass Erlebnis gezielt als Lernmethode zu nutzen, indem persönliche Erlebnisse gezielt forciert werden.
Erlebnis und Pädagogik
Das persönliche, subjektive Erleben kann nicht detailliert gesteuert werden, da es von der unmittelbaren Erfahrung und der Prägung des Einzelnen abhängt. Viele Erlebnisse sind zudem unbeabsichtigt. Durch eine gezielte Planung ist es aber möglich, gewollte persönliche Erfahrungen wahrscheinlich zu machen.
Heckmair und Michl definieren Erlebnispädagogik folgendermassen:
„Erlebnispädagogik ist eine handlungsorientierte Methode und will durch exemplarische Lernprozesse, in denen junge Menschen vor physische, psychische und soziale Herausforderungen gestellt werden, diese in ihrer Persönlichkeitsentwicklung fördern und sie dazu befähigen, ihre Lebenswelt verantwortlich zu gestalten."
Charakteristika moderner Erlebnispädagogik
Für die Erlebnispädagogik gibt es viele unterschiedliche Ansätze und Konzepte. Die meisten zeichnen aber folgende Gemeinsamkeiten aus:
- Handlungsorientierung: Kern des Lernprozesses ist die Auseinandersetzung mit einer Aufgabe, Erarbeitung und Vermittlung von Knowhow und Fähigkeiten werden primär mittels persönlicher Erfahrung gewonnen.
- Ernstcharakter: Die Lernsituation wird so gestaltet, dass sich die zu bewältigenden Aufgaben von alleine ergeben und zwangsläufig bewältigt werden müssen.
- Gruppenfokus: Die Lernsituation ist so konzipiert, dass eine Zusammenarbeit notwendig ist und die Förderung von sozialen Kompetenzen die logische Folge.
- Erlebnischarakter: Die geschaffenen Lernsituationen sind in aller Regel nicht alltäglich, oft sogar un- und aussergwöhnlich. Dies ermöglicht eine Distanz zum Alltag, sowie einen nachhaltigen Lernerfolg.
- Freiwilligkeit: Die Erlebnispädagogik geht davon aus, dass Lernen nicht erzwungen werden kann. Deshalb sind erlebnispädgogische Massnahmen in der Regel freiwillig. Die Aufgabe und manchmal auch die Herausforderung des Erlebnispädagogen ist es, zu ermutigen sich der konzipierten Situation zu stellen.
- Pädagogische Konzeption: Erlebnispädagogische Elemente werden gezielt geplant und umgesetzt, mit dem Ziel etwas zu vermitteln. Dafür ist auch die Begleitung durch einen entsprechend geschulten Mitarbeiter hilfreich und oft auch notwendig.
Beispiele erlebnispädagogischer Massnahmen
An dieser Stelle sollen beispielhaft einige erlebnispädagogischen Massnahmen aufgezählt werden:
- Barfußpfad - Ein speziell dafür angelegter Weg soll ohne Fussbekleidung abgelaufen werden, durch die Berühurung mit dem Boden werden besondere Sinneseindrücke und damit verbunden eine gewisse Entspannung erlebt.
- Hochseilgarten - Ein Konstrukt aus Bäumen bzw. Stämmen und Seilen, welche eine Sicherung nötig macht. Wird oft gezielt als Gruppenmaßnahme konzipiert.
- Waldkindergarten - Betreuung von Kindern in der freien Natur, insbesondere im Wald.
Durch was der Transfer / Lernerfolg zustande kommt
Es gibt verschiedene Konzepte der Erlebnispädagogik, welche sehr verschiedene Modelle dafür entwickelt haben, durch was der Teilnehmende konkret lernen soll.
- "The Mountain Speaks for itself"-Modell: Gelernt wird allein durch das persönliche Erleben.
- "Outward Bound Plus"-Modell: Gelernt wird durch das persönliche Erleben und eine anschliessende Reflexion, welche das Gelernte noch vertiefen soll.
- Metaphorisches Modell: Gelernt wird dadurch, dass die Lernsituation sehr stark der Alltagssituation der Teilnehmer gleicht. Dadurch wird der Anwendungsbezug deutlich und Erlebnisse werden nicht durch eine zu intensive Reflexion überschattet.
Ziel eines jeden Konzeptes ist aber Transfer der von fachspezifischen Verhaltensweisen (z.B. das Sichern beim Klettern/Abseilen), von fachübergreifenden Verhaltensmustern (z.B. Problemlösungs-/Konfliktbewältigungsstrategien) und / oder metaphorischen Verhaltensänderungen. Bei den letzteren wird durch die Übung an einer Situation, welche bildhaft für das eigentliche Objekt steht praktiziert, wobei nur durch Übertragung auf die eigentliche Alltagssituation ein Transfer geschaffen werden kann.
Hindernisse für den Transfer / Lernerfolg
Kritische Punkte in der Erlebnispädagogik, welche den Transfer in den Alltag und damit den angestrebten Lernerfolg verhindern können sind die folgenden:
- Die Lernsituation stellt zu einfach da, was in Wirklichkeit sehr komplex ist.
- Erlebnispädagogik in einem kurzen Zeitraum führt nur zu kurzfristigen Lernprozessen und verpasst dadurch die Chance langfristiger Lernprozesse und daher umfangreicherer Lerngewinne.
- Werden die Teilnehmer im Transferprozess nicht begleitet ("The Mountain speaks for itself"-Modell), besteht das Risiko suboptimaler Lernergebnisse.
- Das Gefühl "Freizeit" zu haben senkt die Motivation, etwas zu lernen und damit den dafür so wichtigen Transferprozess.
Diese Risiken können durch klare Absprachen bezüglich Zielen und Erwartungen, durch bewusste Zusammenstellung der Gruppen, durch eine längerfristige Auslegung der Maßnahmen und die gezielte Verwendung von Transfertechniken stark gemindert werden.
Bildnachweis
- Titelbild: Ramun Badertscher, www.ramunbadertscher.ch
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