Jungschar und Gemeindejugendarbeit

Submitted by Irmgard on

Ihr Jungscharleiter leistet Hervorragendes! Ich finde es grossartig, mit welcher Leidenschaft und mit welchem Engagement ihr oft Samstag für Samstag um Kinder und Teenager in Euren Altersstufen kämpft!

Gratulation!

Wie Ihr versucht, sie auf sehr erlebnishafte und phantasievolle Weise zu Jüngerinnen und Jünger zu machen und und wie ihr darum Euch abmüht, dass sie sich als solche stark und gesund entwickeln. Ich gra­tuliere Euch zu diesem vorbildhaften und bewun­derswerten Engagement.

Überblick

Wenn man so total konzentriert und mit allen Kräften arbeitet und kämpft, lauert jedoch eine Gefahr. Die nämlich, dass man den Ueberblick verliert und nur sich selbst sieht und meint, man kämpfe alleine auf weiter Flur. Aehnlich war es ja einem Elia gegangen. Total hat er sich in den Kampf gestürzt. Nichts ge­scheut. In einer müden Phase rechnete er Gott vor: Ich allein setze mich gekonnt, qualifiziert, und enthu­siastisch für dich ein. Gott muss ihn korrigieren: ne­ben Dir sind noch andere. Auch sie schätze ich.

Lasst Euch daran erinnern: neben Euch bemü­hen sich noch andere auf ihre Art und ebenso leidenschaftlich um Kinder und junge Men­schen.

Zum Beispiel die Mitarbeiter im Kinderhütedienst. Ihr lacht. Was können die schon zum Reich Gottes beitragen? Bedenkt: Im Kinderhütedienst erlebt das Kind erstmals Gemeinde! Man sagt ja, dass die stärkste Prägung in den ersten sechs Jahren geschieht, also in dem Alter in dem die Kinder sich in der Kinderhüte tummeln. Demnach kommt der oft so geringgeachteten Kinderhütearbeit strategisch eine überaus wichtige Funktion zu. In der Kinderhüte erlebt das Kind erstmals Gemeinde. Und was erlebt es dort? Eine wohlige Atmosphäre? Aufgestelltes und herzliches Kinderhütepersonal? Immer nur ältere Frauen oder auch Männer und auch junge Frauen und Männer?

Neben Euch setzen sich aber auch die Mitarbeiter der Sonntagschule für Kinder ein. In der Stufe der Teenager, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mühen sich wieder andere um das Leben junger Menschen. Ihr seid also nicht allein. Ihr braucht die Last nicht alleine zu tragen. Es gibt noch andere. Manche andere! Auch sie wollen nur eins: den Auftrag erfüllen. 

Ein Ziel - unterschiedliche Wege

Und alle auf ihre Art. Ihrer Stufe gerecht. Manchmal besteht die Gefahr, dass wir einen Weg, eine Metho­dik, eine Art vergöttern. Ich zum Beispiel bin ein Ak­tiontyp. Da muss immer etwas passieren. Erlebnisse, Abenteuer, da fühle ich mich pudelwohl. In dem Sinn bin ich natürlich ein Jungschartyp und passe gut zu Euch. Aber es sind eben nicht alle wie ich und Ihr. Es gibt junge Menschen, die fühlen sich überfahren, wenn ich mit meinem Punch auftrete. Die schätzen Ruhe, intellektuelles Abenteuer, Diskussion, Dialog, Musse, Künste mehr. Aber auch sie wollen in ihrer Art ernstgenommen und begleitet werden. Deshalb ist es sehr sinnvoll und kommt den verschiedenen Aus­prägungen junger Menschen entgegen, wenn in der Jungschar auf andere Art und Weise gearbeitet wird als im Teenagerbereich oder auf der Stufe der jungen Erwachsenen in der Jugendgruppe.

Aber alle wollen und sollen eines wollen: Jünger machen!
Deshalb ergeben sich aus all diesen Überlegungen Konsequenzen!

            ACHTUNG FUER EINANDER

Das wird das Klima in der Gemeindejugendarbeit günstig beeinflussen, wenn die Teams sich gegen­seitig die nötige Wertschätzung geben. Warum nicht sich gegenseitig ab und zu zu einer Mahlzeit einladen, sich auch einmal beschenken und auf diese Weise re­spektvoll und anerkennend aufeinander zugehen. Und vergesst dabei den Kinderhütedienst und die Sonntag­schule nicht.

Andersartigkeit akzeptieren

Aktivmenschen und Leistungstypen sind heute ge­fragt und in. Sie gehören zu den Begehrten. In den Jungscharteams finden sich manche solcher hochge­schätzten Reisser und Führer. Doch was  wäre eine "Gemeindewelt" voll von Machern? Die Hektik würde sich ins unerträgliche steigern. Gott wirkt nicht nur durch Führertypen. Wir sollten uns darin üben auch ruhige junge Menschen, Verträumte, künstlerisch Begabte, nicht so Risikofreudige anzunehmen und zu schätzen.

Gemeinsame Planung

Alle ziehen am selben Strick, haben wir gesagt. Da­mit alle in die gleiche Richtung ziehen, ist eine ge­meinsame Planung sinnvoll. Organisiert pro Jahr ein bis zwei Planungstreffen. Agenda-Vorstellungen werden präsentiert aber bevor alles fix entschieden ist. Ziele werden gesteckt und koordiniert. Zum Beispiel im 1993 wird der Schwerpunkt auf einen rei­bungslosen und möglichst verlustlosen Uebertritt von einer in die andere Gruppe gelegt.

Mitarbeiterkoordination

Manchmal findet um fähige mögliche Mitarbeiter ein unnützes Gerangel statt. Unnütz, weil solches Seil­ziehen meist ungute Spuren hinterlässt. Gerade im Bereich Mitarbeit ist Zusammenarbeit dringend nötig, will man das gemeinsame Ziel erreichen. Man be­denke: Was nützt es , wenn in der Jungscharstufe von hochkarätigen Leuten hervorragende Arbeit geleistet wird aber in der Teenagerstufe wird es öde. Der Er­folg wird sein, dass viele nach der Jungschar ausstei­gen. Aber auch das andere lässt sich häufig beobach­ten: Florierende Jugendgruppen oder Teenagerclubs mit brillianten Teams. Aber im Bereich Jungschar völlige Flaute. Auch da wird das Ziel nicht erreicht.

Werdet bereit, Mitarbeiter weiterzugeben

Sind Jugendgruppen zu intellektuell und brav, hängt das vielleicht daran, weil kein "Jungschartyp" im Team ist. Da kann man lange motzen. Aendern wird sich nur etwas, wenn ein junger Mensch mit entspre­chenden Gaben dieses Team ergänzt. Warum nicht Mitarbeiter auswechseln? Ein erlebnisorientierter Aktiontyp in die JG und ein JG'ler in die JS. Beide werden ihren Horizont erweitern. Warum nicht für gewisse Durststrecken Mitarbeiter ausleihen? Auf je­den Fall: Redet miteinander über Mitarbeitermangel und Mitarbeiterprobleme.

Zusammenarbeit

Auf diesem Gebiet ist noch viel Land zu gewinnen. Greifen wir nochmals den Kinderhütedienst auf. Jungschärler, Teenager, Jugendgrüppler könnten sich da einsetzen. Die Kleinkinder erhielten schon früh ein Bild einer jungen, dynamischen Gemeinde, die für Männer und Frauen attraktiv ist. Jugendgrüppler übernehmen einmal ein JS-Nachmittag um das JS-Team zu entlasten.

 

Solche gegenseitige Dienstleistungen stärken das Zusammengehörigkeitsbewusstsein in ungeahntem Masse.

Gerade in den Bereichen Evangelisation und soziale Dienste lässt sich eine Zusammenarbeit schnell ver­wirklichen. Eine JG häckselt alle Christbäume des Dorfes. Die Jungschar ist mit dabei. Eine andere hilft, einen Wald aufräumen. Auch da können JSler und TCler mitanpacken. Eine Jungschar organisiert ein Dorfspielfest. Die JG und der TC sind als Hilfsperso­nal dabei. Schon früh und immer wieder würden sich die Mitglieder der einzelnen Gruppen auf natürliche Weise begegnen.

Gebetszusammenkünfte

Zwischen einem JG- und einem JS-Team kam es im­mer wieder zu Spannungen. Man entschloss, sich ge­meinsam zum Gebet zu treffen. Die Reibereien hörten schlagartig auf. Man fing an, füreinander zu beten, zu kämpfen und sich einander zu dienen. Dies ist die be­ste Voraussetzung, um das gemeinsame Ziel zu errei­chen.

Ein Thema möchte ich noch speziell streifen: Ueber­tritte. Immer wieder steigen junge Menschen zwi­schen den einzelnen Gruppen aus. Das müsste nicht immer sein. Wie können Uebertritte erleichtert wer­den.

Übertritte

Zusammenarbeit

Eines der einfachsten Mittel ist die bereits erwähnte häufige Zusammenarbeit und gemeinsame Unter­nehmungen. Auf diese Weise lernen sich die Kinder und Jugendlichen früh kennen. Zum Beispiel: JGler kommen mit ins Pfingstlager und helfen bei Organisation und Gestaltung mit. Oder ältere Jungschärler werden für ein Wochenende des TCs oder der JG ein-geladen. Auf diese Weise wachsen Beziehungen.

Und Beziehungen sind im Bereich der Übertritte die beste Vorbeugung gegen das Aussteigen.

Das gilt jedoch nicht nur in Bezug JS-TC oder JS-JG. Schon in der Kinderhüte wachsen Beziehungen. JS-Mitarbeiter, die ab und zu in der Kinderhüte oder in der Sonntagschule präsent sind, bauen Brücken zu Kindern, die noch nicht in die JS kommen.

 

  1. Abende der offenen Tür

    Die JG organisiert Abende, zu denen TCler oder Jungschärler eingeladen werden. Auf humorvolle, erlebnishafte Art präsentieren sich die Aeltern den Jüngeren.

     
  2. Schnupperzeiten

    Während einiger Zeit vor dem Uebertritt besucht der Jugendliche bereits ab und zu die nächsthöhere Gruppe. Die Leiter begleiten ihn. Fragen, wie es ihm gefällt. Fangen allfällige Frusterlebnisse auf. Bleiben in Kontakt mit den Leitern der nächsthöheren Gruppe und melden das Feedback weiter. So gewöhnt man sich allmählich an das Klima und die Dynamik der neuen Umgebung.

     
  3. Mailing

    Drei Monate vor Uebertritt wird an die, die in eine neue Gruppe kommen, witzige, ansprechende Post versandt unter dem Motto: "Noch 90 Tage, dann ...". Verbunden vielleicht mit einem Wettbewerb über die neue Gruppe. Zwei Monate vor dem Uebertritt wieder Post etc.



    Oder die Gruppe bereitet einen kleinen Prospekt vor, in dem sie sich vorstellt. Dieser wird einige Zeit vor dem Uebertrittstermin versandt.

     
  4. Besuche

    Eine altbewährte Methode ist die eines Besuchs. Alle Teilnehmer eine Gruppe schwärmen aus und besu­chen solche, bei denen der Uebertritt bevorsteht. Ei­nige Zeit nach dem Uebertritt werden sie wieder be­sucht und daraufhin befragt, wie es ihnen denn gefällt.

     
  5. Übertrittsfestival

    Dann schlage ich eigentliche Uebertrittfestivals vor. Alljährlich findet an einem ganz bestimmten Datum ein grosses Fest statt (ähnlich wie die Konfirmation).



    JSler mit bestimmtem Jahrgang treten in den TC oder in die JG über, und TCler in die JG. Man nimmt Abschied und begrüsst auf heitere, humorvolle Art und Weise. An diesem Festival können auch Mitarbeiternachwuchskräfte eingesetzt werden.

     
  6. Vorbild

    Das Vorbild ist wichtig. Wo Jungscharmitarbeiter regelmässig und begeistert in die JG gehen, werden es ihnen die JSler gleichtun. Vorbild ist man auch im Reden. Wie wird über den TC gesprochen oder über die JG? Je nach dem wird die Uebertrittswilligkeit gefördert oder gehindert.

     
  7. Konzept

    Alle diese Vorschläge bringen wenig, wenn im Be­reich Gesamtjugendarbeit nicht ein klares Konzept besteht. Welche Gruppe deckt was ab? Wie ist die Jahreseinteilung. Dabei gibt es verschiedene Mög­lichkeiten. 

Führungsverantwortung

Ein letzter Hinweis:

Letzte Verantwortung für all das, was in der Gemeindejugendarbeit geschieht, trägt die Gemeindeleitung.

Wo diese Verantwortung, diese oben geschilderte Koordination und Kooperation nicht geschieht, macht doch den ersten Schritt. Zunächst auf die Gemeinde­leitung, dann auf die andern Gruppen zu.

Quellennachweis:

Inhalt: Jahresschwerpunkt 1993 "Gemeinde", Peter Blaser, Siegfried Nüesch, Martin Bihr, Hansruedi Tanner, Ueli Obrist, Johannes Wallmeroth, Peter Schulthess

Copyright: www.besj.ch

Titelbild:  Clipart mit freundlicher Genehmigung des Verlages buch+musik ejw-service gmbh, Stuttgart - www.ejw-buch.de

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