So einleuchtend diese Feststellung scheint, so oft wird sie in der Praxis missachtet. Die Erwartungshaltung der Gemeinde, der Jungschar und ihren Leitern gegenüber ist oft sehr gross (Ähnliches lässt sich auch von den andern Zweigen der Kinder- und Jugendarbeit sagen).
Jugend nicht als Zugpferd missbrauchen
Für Gemeindearbeit und bei jeder sich bietenden Gelegenheit dürfen wir unsere Jugend nicht als Zugpferd einspannen.
Wir überfordern damit Leiter und Kinder. Wir können auch von den Leitern nicht erwarten, dass sie neben der zeitintensiven Jungschararbeit auch noch in anderen Bereichen mitarbeiten und an allen Gemeindeanlässen präsent sein sollten. Die Gemeinde trägt die Jungschar und nicht umgekehrt.
Wie sieht dieses Tragen nun konkret aus?
- Die Jungschar und ihre Leiter brauchen Gebetsunterstützung. Dazu ist eine regelmässige Information der Gemeinde notwendig (Gemeindebrief, Gottesdienst, usw.).
- Die Gemeinde steht voll hinter der Jungschar und ihren Leitern. Die Gemeinde kennt die Jungscharleiter. Leiterwechsel (insbesondere von Hauptleitern) werden nicht klammheimlich vor- genommen, sondern in einer gottesdienstlichen Einsetzung.
- Die Jungschar braucht das finanzielle Mittragen der Gemeinde (siehe Artikel: Die Finanzierung der Jungschar).
- Die Gemeinde trägt auch die "Unannehmlichkeiten", die jegliche Arbeit mit Kindern mit sich bringt, z.B. Lärm, eine in Brüche gegangene Scheibe, Spuren am Sonntagmorgen vom voraus- gegangenen Jungscharnachmittag
- Das Tragen der Jungschar zeigt sich im Anteilnehmen am Geschehen in der Jungschar durch Eltern, Brüderrat, Prediger und Gemeinde. Die Jungschar ist nicht einfach sich selbst über- lassen. Den Leitern wird beigestanden, um of- fene Fragen und Probleme zu lösen.
- Die Jungschar tragen heisst auch, mit Fehlern und falschen Entscheiden der Jungscharleiter nachsichtig und barmherzig umzugehen. Wer mitarbeitet, macht Fehler, aus denen er lernen kann.
Unsere jungen Mitarbeiter brauchen statt liebloser Kritik ein hilfreiches Gespräch.
Die Zusammenarbeit in der Gemeinde bedingt ein gegenseitiges Anteilnehmen und Anteilgeben. Wenn es in der Jungschar rund läuft, so freut sich die ganze Gemeinde mit und wenn es durch Tiefen geht, dann leidet die ganze Gemeinde mit und trägt mit. Dieses biblische Prinzip des Leibes Christi wollen wir als Jungschar und als Gesamtgemeinde in unseren Beziehungen im Auge behalten und anstreben.
Die Betreuung der Jungscharleiter
Mancherorts liegt die Betreuung des Leiterteams noch im Argen. Das kann bei den Leitern zu einem Gefühl des Alleingelassens, der Verunsicherung und Frustration führen oder es kann ausgenutzt werden und es kommt zu Spannungen mit der Gemeindeleitung. Die Ursachen magelnder Betreuung können verschiedenartig sein:
- Die Verantwortlichen wissen gar nicht, was von ihnen an Betreuung erwartet wird.
- Die Vorstellung, die Jungschar-Mitarbeiter brauchen diese Betreuung nicht, da sie vom BESJ wahrgenommen werde.
- Die zeitliche Überforderung, des für die Betreuung Zuständigen.
- Die Jungschararbeit hat einen zu geringen Stellenwert. Die Jungschar wird in erster Linie als "Indianertrupp" gesehen und der geistlich-missionarische Aspekt verkannt.
Es ist also nicht böser Wille, der oftmals zu einer Vernachlässigung der Mitarbeiter führt, sondern eine gewisse Unbeholfenheit in der Frage, wie die Betreuung wahrgenommen werden soll.
Klare Gemeindestrukturen als Voraussetzung für eine gute Betreuung
Die Jungschar ist Teil der Gemeinde. Sie ist damit eingebunden in die Struktur der Gesamtgemeinde. Damit eine gute Betreuung, beziehungsweise Führung gewährleistet ist, müssen klare Führungsstrukturen vorhanden sein. Viele Gemeinden haben heute ei-ne Grösse erreicht, bei welcher der Prediger nicht mehr alle Gruppen begleiten und die Mitarbeiter betreuen kann. Mancherorts gibt es inzwischen in den Brüder-, Ältesten- oder Kirchenräten Ressortverant-wortliche für die einzelnen Bereiche der Gemeindearbeit. Jedes Gemeindeglied und besonders jeder Mit-arbeiter hat ein Gemeindeorganigramm und weiss, wer für was zuständig ist. Der Ressortverantwortliche für die Jungschar besitzt ein Pflichtenheft, das seine Aufgaben, seine Verantwortung und Kompetenzen umschreibt (siehe Arbeitsblatt zur Beziehung Gemeindeleitung-Jungscharleitung). Nun kann die gezielte Betreuung einsetzen.
Gezielte Betreuung
Sie umfasst drei Bereiche:
- Führung der Jungscharleiter
- Schulung der Jungscharleiter
- Geistlich-seelsorgerliche Betreuung der Jungscharleiter
Daraus geht hervor, dass in der Regel die Betreuungsaufgabe nicht von einer Person wahrgenommen werden kann, sondern mehrere Leute sich in die Führungs-, Schulungs- und geistliche Betreuungsaufgabe werden teilen müssen.
Gezielte Betreuung
Führung der Jungscharleiter
Damit die Jungscharleiter wie auch jeglicher andere Gemeindebereich geführt werden kann, ist es nötig, dass die Gemeinde eine Strategie und Ziele hat, die dann für alle Bereich der Arbeit verbindlich sind. Ohne dies bleibt Führen ein Tappen im Dunkeln.
Das Jungscharleiterteam erarbeitet zusammen mit dem Ressortverantwortlichen der Gemeindeleitung die mittel- und langfristigen Ziele in quantitativer Hinsicht (z.B. Gründung weiterer Jungscharen, Aufteilung in Altersstufen), wie in geistlicher Hinsicht (Themen-Abstimmung mit den übrigen Bereichen der Kinder- und Jugendarbeit).
Zur Führung der Jungschar gehört, dass der Hauptleiter ein Pflichtenheft hat (siehe Muster im Anhang). Dadurch lassen sich Konflikte der Zuständigkeit und Verantwortlichkeit zwar nicht immer vermeiden, aber sicher leichter klären und lösen.
Die Jungscharleiter haben Anrecht auf mindestens jährlich eine Aussprache mit der Gesamtgemeinde-leitung. Hier werden anstehende Fragen und Probleme besprochen, Ziele und Pläne für die Zukunft vorgelegt, Fragen der Mitarbeiter-Rekrutierung angegangen. Auch die Gemeinde hat Anspruch auf Information über das, was in der Jungschar läuft. Einmal pro Jahr wird den Jungscharleitern Gelegenheit gegeben, einen Rechenschaftsbericht über ihre Arbeit an einer Gemeindeversammlung abzulegen.
- Schulung der Jungscharleiter
Schulung und Weiterbildung ist ein absolutes Muss für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Die jungscharspezifische, fachliche Ausbildung der Leiter liegt beim BESJ. Sie kann nicht auf örtliche Ebene angeboten werden, sondern findet durch die gesamtschweizerischen BESJ-Kurse statt. Bleibt noch die Weiterführung im geistlichen Leben und die Schulung im geistlichen Bereich. Bevor dafür neue Gefässe geschaffen und der Gefahr der Aufsplitterung der Gemeindearbeit Vorschub geleistet wird, gilt es die bestehenden Mittel besser auszunutzen:
Predigt/Bibelabend Sie sind nicht in erster Linie auf das Erbauungsbedürfnis von Gemeinde-Passivmitgliedern auszurichten. Vielmehr soll Lehre und Verkündigung so praktisch sein, dass sie der "Zurüstung der Heiligen zum Dienst" (Eph.4,12) dienen. Wenn diesem Ziel Rechnung getragen wird, werden unsere Mitarbeiter in vermehrtem Masse von diesem natürlichen Weiterbildungsangebot Gebrauch machen. Das schliesst spezifische Mitarbeiterkreise und Mitarbeiterschulung nicht aus. Für gewisse Fragen und Themen lassen sich gut alle Mitarbeiter der Gemeinde zusammenfassen.
Literatur Wir besitzen heute viele gute Bücher, die sich im Leiterteam miteinander erarbeiten lassen und die ebensoviel bringen wie ein Referat.
- Geistlich-seelsorgerliche Betreuung
Sie ist entscheidend! Die beste methodisch-didaktische Schulung nützt wenig, wenn die Mitarbeiter nicht motiviert oder im Team geistliche Defizite vorhanden sind, die zu Spannungen führen und Mitarbeiter dann frustriert aussteigen. Sicher ist der Gemeindeseelsorger in einer akuten Phase gerne bereit, Hilfe zu leisten oder einmal in einer Jungscharsitzung ein geistlich-seelsorgerliches Wort weiterzugeben.
Wichtig ist jedoch die kontinuierliche Betreuung des Teams. Sie wird am besten durch einen Beraterkreis oder ein Beraterehepaar gewährleistet.
Voraussetzung zur Wahrnehmung einer solchen Aufgabe:
- nach Möglichkeit Jungscharleiter-Erfahrung
- seelsorgerliche Gabe
- geistliche Haltung
Idealerweise ist das Betreuerehepaar oder jemand aus dem Beraterkreis Gastgeber für die Jungscharsitzungen. So ist eine gute Begleitung und Anteilnahme möglich. Die Mitarbeiter haben einen ersten Ansprechpartner, ohne dass immer gleich die Gemeindeleitung beigezogen werden muss. Die jungen Mitarbeiter profitieren sowohl von der fachlichen wie geistlichen Erfahrung der Berater.
Weitere Hinweise siehe: Beraterkreis.docx.
Pflichtenheft: Hauptleiter, Ressortleiter
Quellennachweis:
Inhalt: Jahresschwerpunkt 1993 "Gemeinde", Peter Blaser, Siegfried Nüesch, Martin Bihr, Hansruedi Tanner, Ueli Obrist, Johannes Wallmeroth, Peter Schulthess
Copyright: www.besj.ch
Titelbild: Clipart mit freundlicher Genehmigung des Verlages buch+musik ejw-service gmbh, Stuttgart - www.ejw-buch.de
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