Viele stehen an, wenn es darum geht systematisch die Bibel zu erarbeiten. Hier findest du einige Tips, wie man vorgehen kann. Wichtig ist zu sagen, dass dies nicht die einzige Methode ist und dass es sicherlich noch viele weitere Dinge zu beachten gibt. Doch gerade wenn wir Andachten vorbereiten ist ein methodisches Arbeiten wichtig. Wir stehen nämlich alle in der Gefahr etwas zu sagen, was der eigentliche Bibeltext nicht aussagt. Daher ist es auch wichtig den Text in einer betenden Haltung zu erarbeiten.
Die Bibel betend lesen
Für manche mag das in ihren Ohren unverständig klingen: Wie bitte? Die Bibel betend lesen? Viele der Theologen heute sind Experten für alttestamentliche und neutestamentliche Fragen, sie beherrschen die Sprachen in denen die Bibel abgefasst ist (Hebräisch, Aramäisch, Griechisch), doch ihr Wissen entspringt der Wissenschaft und nicht aus einer persönlichen Beziehung heraus. Schon zu Jesu Zeiten gab es Theologen, die ihr Fach meisterhaft bewältigten. Da kamen eines Tages Sterndeuter aus Babylon nach Jerusalem und erkundigten sich nach dem neugeborenen König der Juden. Herodes und ganz Jersualem erschrak. Also holte man die führenden Theolgen der Zeit (Pharisäer und Schriftgelehrte) und man fragte sie nach dem Geburtsort des Messias. Ohne lange zu fackeln konnten sie es sagen: Bethlehem. Und sie verwiesen dabei auf Micha 5,1. Doch etwas ist fällt auf: Sie wissen so gut Bescheid und machen sich doch nicht auf den Weg nach Bethlehem. Sie bleiben in Jerusalem und machen sich nicht auf den Messias zu sehen. Wenn ihr mich fragt: Geniale Theologen, doch ohne persönliche Beziehung.
Ich bin der Meinung, die Bibel fordert uns von A-Z dazu auf unser Leben mit Gott zu gestalten. Kennzeichen dieser Persönlichen Beziehung ist das Gebet: Unser Reden mit Gott. Dieses sollten wir gerade auch beim studieren der Bibel anwenden. Nach 2. Timotheus 3,16 ist die ganze Schrift (bezieht sich hier auf das AT), von Gottes Geist eingegeben und dementsprechend gross ist auch der Nutzen der Schrift. Wenn das Wort von Gottes Geist eingegeben oder inspiriert ist, dann haben wir den grössten Nutzen, wenn wir zusammen mit diesem Geist - dem Heiligen Geist - der uns auch das Verständnis für Gottes Reden eröffnet, die Bibel lesen und zu studieren.
Lesen, lesen und nochmals lesen
Für alle Nicht-Leseratten kommt hier bereits die erste Ernüchterung. Systematisches Bibelstudium bedeutet erst einmal zu lesen, zu lesen, zu lesen... Ich habe mir angewöhnt einen Textabschnitt (oder je nach Länge auch ein ganzes Buch) mehrmals zu lesen, das kann 20 Mal sein oder auch mehr. Ich weiss, es gibt mittlerweile auch gute Hörbibeln, dennoch sollte man es sich angewöhnen selbst zu lesen. Ich empfehle sogar, einen Text laut zu lesen. Dabei setzen wir auch gleich drei unserer Sinne ein: Sehen, Sprechen und gleichzeitig das Hören. Es ist mir aufgefallen, dass ich ohne speziell auswendig zu lernen, einen Textabschnitt oder Teile davon am Ende auswendig konnte.
Es ist auch wichtig zu sehen, was vor und nach diesem Textabschnitt steht, den ihr euch erarbeitet. Bei einem längeren Buch mit über 40 Kapiteln schafft man es vielleicht nicht, dieses Buch mehrfach zu lesen. Trotzdem empfehle ich, das Buch mindestens 1-2 mal zu lesen, um sich einen Überblick zu verschaffen.
Den Text erarbeiten
Nun haben wir den Text mehrfach gelesen. Weiter geht es darum mit diesem Text zu arbeiten. Nachfolgend werden dazu einige Methoden beschrieben.
Text gliedern
Eine gute Methode sich einen Text zu erarbeiten besteht darin einen Text zu gliedern. Druckt euch einen Bibeltext ohne Überschriften, einzig mit den Kapitel und Versangaben aus und versucht passende Abschnitte zu machen. Überlegt welche Teile inwiefern zusammen gehören und setzt zum Schluss passende Überschriften. Es empfielt sich einen grösseren Zeilenabstand zu setzen und am Rand ein paar Zentimeter Platz zu lassen für allfällige Notizen.
Mit Farben arbeiten
Ich habe es mir angewöhnt mit Farben zu schaffen. Auch hier habe ich mir ein Konzept erstellt, welche Farben ich für was gebrauche. Ich erlebe es so, dass ich bereits beim arbeiten mit Farben viel konzentrierter bin, als wenn ich einen Text nur lese. Man kann parallel zum Lesen des Textes bereits mit Farben arbeiten und überlegt sich schon vieles dabei. Und es hat weitere Gründe, warum es sich lohnt mit Farben zu arbeiten, auf die ich noch eingehen werde. Erst einmal aber zu meinem System. Vielleicht hat der eine oder andere von euch, noch andere Ideen oder Bedürfnisse bezüglich seiner Schwerpunkte in der Bibelarbeit. Man darf da wirklich kreativ sein.
Ich persönlich unterscheide zwischen Unterstreichen und Anstreichen:
Anstreichen
- Rot: Wenn Gott, ein Engel des HERRN oder Jesus spricht
- Gelb: Jemand spricht zu Gott, mit einem Engel oder mit Jesus, Gebete
- Grau: Charakter des Bösen - Satan tritt in Erscheinung, offensichtliche Sünden (Zielverfehlung)
- Braun: Namen der Heilslinie
- Violette: Namen der Heidenlinie
- Grün: AT-Zitate im NT, Stellen im AT, welche sich im NT erfüllen
Unterstreichen
- Rot: Erwähnung von Gott, Jesus, dem Heiligen Geist oder einem Engel des HERRN
- Gelb: Formen und Haltungen des Gebets - Ein Altar wird dem HERRN errichtet oder das niederknien, Hände erheben, etc.
- Grün: Geografische Orte, Flüsse, Seen, Berge, Länder, Städte, etc.
- Orange: Zeitangaben, Jahresangaben, Monate, Stunden, etc.
- Blau: Zahlen, Anzahl Personen, Anzahl Tiere, etc.
Sie werden merken, dass ein solches System manche Vorteile mit sich bringen wird. Sie wissen bspw. bei ihrer Bibelarbeit noch, dass sie vor einiger Zeit von einigen Flüssen in Eden gelesen haben. Sie wissen auch, dass es am Anfang der Bibel gewesen sein muss, bei den ersten Kapiteln. Also schlagen Sie die Bibel auf und wissen gleich, dass sie nach einer Textstelle suchen müssen, die grün unterstrichen ist. Ausserdem werden grosse Zusammenhänge ersichtlich: Man erkennt plötzlich die Anteile von Gottes Reden innerhalb eines Buches und wie oft dass Menschen mit Gott oder Jesus sprechen.
Fragen an den Text stellen
Jetzt geht es darum Fragen an den Text zu stellen. Vieles denken wir ist klar wenn wir einen Text lesen, doch wenn wir erst einmal Fragen an den Text stellen wird uns klar wie viel uns eigentlich noch unklar ist.
Zur Verdeutlichung nehmen wir einmal einen uns bekannten Vers aus dem Matthäusevangelium:
"Darum geht zu allen Völkern und macht die Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Und seid gewiss: Ich bin jeden Tag bei euch, bis zum Ende der Welt." (Matthäus 28,19-20)
Jetzt betrachten wir uns diesen Abschnitt genauer:
Bereits das erste Wort "Darum" muss uns beschäftigen. Die Frage dazu muss lauten: Warum? Ich habe nun natürlich bewusst den Text aus dem eigentlichen Kontext gerissen um die innere Abhängigkeit vor Augen zu führen. Irgend etwas muss vorausgegangen sein, sonst könnte dieses Adverb nicht im Text stehen. Die Antwort ist relativ leicht: Die direkte Rede beginnt mit den Worten: "Mir ist ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden. Somit ist klar "Darum geht hin..." kann sich nicht darauf beziehen, dass wir so stark wären, nein wir gehen hin, weil ihm alle Macht gegeben ist im Himmel und auf Erden, nicht aus eigener Kraft und Stärke, sondern im Bewusstsein auf seine Macht und Stärke, im Wissen auf seinen Beistand und seine Fürsorge.
Auf diese Weise kann man hunderte von Fragen an einen Textabschnitt stellen und ich bin überzeugt davon, dass dieser Frage- und Antwortprozess ein sehr wichtiger ist, wenn wir einen Text erarbeiten wollen.
Nachfolgend noch einige grundlegende Fragen, die man an einen Text stellen kann:
- Wer spricht?
- Wer wird angesprochen?
- Wo spielt sich das Ganze ab?
- Zu welcher Zeit trägt sich die Geschichte zu?
- Was bedeuten einzelne Begriffe? Hier bspw. die "Jünger" oder die "Taufe"?
- Und am Ende sollte man sich auch noch fragen, ob und inwiefern dieser Text auch uns gilt. Nicht jeder Text lässt sich natürlich 1:1 auf uns übertragen.
Hilfsmaterial verwenden
Ich erwähne dies extra zum Schluss, da ich der Meinung bin, man zu schnell gewisse Hilfen in Anspruch nimmt. Ich bin der Meinung, man sollte sich einen Text vorerst selbst erarbeiten. Das bedeutet nun nicht, dass ich die Arbeit von anderen kritisieren will. Jedoch ist es von Vorteil, wenn man möglichst unvoreingenommen an einen Text ran geht. Ganz geht das ohnehin nicht, wir alle haben unsere Prägungen und haben bereits ein Vorwissen, das richtig sein kann - aber nicht immer richtig sein muss.
Wenn man sich vorschnell mit gewissen Hilfsmaterial beschäftigt setzt man sich gleich damit auseinander, was andere über diesen Text dachten und ich habe es oft erlebt, dass man allzuschnell die Ansichten für bare Münze nimmt ohne sie zu prüfen. Erarbeitet man sich jedoch einen Text zuerst und nimmt dann noch Kommentare, Lexikas, etc. zur Hand, dann kann man seine eigenen Gedanken am Ende nochmals überdenken und so in die Bibelarbeit einfliessen lassen.
Ich bin sehr wohl der Meinung, man soll Hilfsmaterialien nutzen. Es ist ein wichtiger Teil der Bibelarbeit das zu tun, gerade weil wir niemals völlig unvoreingenommen sind.
Bücher usw. zu diesem Thema sind im Artikel: Literatur zu finden.
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